Trotz 63:72: „Es fühlt sich wie Sieg an!“ – Grandios kämpfende BasCats hielten gegen Wasserburg lange mit

Genial, großartig, geil! Das waren die häufigsten Attribute, die am Samstagabend nach einem denkwürdigen Pokal-Achtelfinalspiel der AXSE BasCats gegen den deutschen Meister TSV Wasserburg fielen. Der Zweitliga-Tabellenführer überbot sich gegen den Bundesliga-Spitzenreiter selbst, bot dem großen Favoriten über die ganze Spielzeit hinweg Paroli und unterstrich eindrucksvoll seine Erstliga-Tauglichkeit. Am Ende stand eine mehr als ehrenvolle 63:72-Niederlage.

Die BasCats legten wie entfesselt los. Wie Terrier bissen sie sich in der Defensive an den Wasserburgerinnen fest und ließen den Eurocup-Teilnehmer nicht einen Zentimeter Platz. Und offensive gelang im ersten Viertel fast alles. Nahezu jeder Angriff führte zum Erfolg. Erica Carlson gelangen nach knapp 30 Sekunden die ersten Punkte des Spieles, Sara Kranzhöfer erhöhte auf 4:0 und nach einem Dreier von Lucet zogen die BasCats auf 13:3 davon. Kranzhöfer und Benavente setzten dabei die Akzente. Die Kalifornierin traf im ersten Viertel jeden Wurf, und am Schluss war es Laurien Lummer, die mit zwei Freiwürfen den unglaublichen Viertelstand von 23:11 herstellte.

Wasserburg wirkte etwas pomadig und müde. Das Team hatte am Donnerstagabend noch Eurocup gespielt, aber das alleine kann die mäßige Vorstellung nicht erklären. Trainer Georg Eichler wurde am Spielfeldrand zunehmend ungehalten. Die BasCats machten im zweiten Viertel da weiter, wo sie aufgehört hatten. Und auch als Kranzhöfer und Benavente auf der Bank waren, gab es keinerlei Qualitätsverlust. Elena Hofmann nutzte ihre Einsatzzeiten, Marlene Angol gelang ein spektakulärer und vor allem fairer Check gegen Lucet. E. Hofmann, Carlson und Martina Letkova mit einem Dreier stellten nach fünfeinhalb Minuten des zweiten Viertels die höchste Führung her: 33:18. Die Stimmung in der Halle war erstaunlich verhalten, fast ungläubig schauten die Zuschauer auf die Anzeigetafel. Die Trommler um Walter Drück mussten die Zuschauer immer wieder animieren.

Kurz vor der Halbzeit leisteten sich die BasCats eine ganz kurze Schwächeperiode, die Wasserburg sofort ausnutzte. Mit sieben Punkten in der letzten Minute verkürzte der TSV auf den Halbzeitstand von 39:33 für die BasCats.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit verpasste es Martina Letkova, die Führung auszubauen. Binnen kürzester Zeit vergab sie drei Würfe. Wasserburg agierte nun deutlich aggressiver, und die Czygan-Schützlinge bekamen Probleme, vor allem mit der Halbfeld-Defense. Alle Spielerinnen waren nun bestens gedeckt, so dass es schwer war, Anspielstationen zu finden. Die Ballverluste häuften sich. Mit einem 8:0-Lauf ging Wasserburg durch die überragende Shey Peddy nach gut fünf Minuten des dritten Viertels erstmals in Führung (44:45). Zwar konnte Viktoria Krell nach einem tollen Angriff ihr Team noch einmal in Führung bringen, doch es war die letzte Führung. Immerhin gelang Sara Kranzhöfer, Helena Chatzitheodorou und Anna Meusel mit Freiwürfen noch einmal der Ausgleich: 50:50 vor dem letzten Viertel.

Im vierten Viertel schaffte Laurien Lummer noch einmal mit zwei Freiwürfen den Ausgleich zum 52:52, aber dann folgte ein 9:0-Lauf für Wasserburg. Milica Ivanovic mit einem Dreier, Katharina Fikiel mit einem Korbleger und Shey Peddy mit vier Punkten sorgten für die Entscheidung. Mit einer Auszeit versuchte Dennis Czygan das Team noch einmal einzustellen, doch nun zeigte sich die Cleverness und Klasse von Wasserburg. Die BasCats kämpften weiter, Carlson kam noch zu fünf Punkten, aber ein Dreier von Milica Deura beendete das Spiel.

Die AXSE BasCats können mit Recht stolz auf ihre Leistung sein. Sara Kranzhöfer zeigte eines der besten Spiele ihrer Karriere. Unglaublich, was die 20-Jährige für ein Laufpensum absolvierte, welches Tempo sie anschlug und wie physisch sie zu Werke ging. Keinen Ball gab sie verloren. Mit neun Punkten und neun Rebounds verpasste sie nur knapp ein „Double-Double“. Aber das ganze Team spielte und kämpfte erstklassig und begeisterte seine Fans.

Einziger Wertmutstropfen an diesem rundum gelungenen Abend war die sehr enttäuschende Kulisse von nur knapp 300 Zuschauern. Wo waren die Basketball-Fans bei diesem Highlight? Diese Leistung der BasCats hätte deutlich mehr Zuspruch verdient gehabt!

Eine gelungene Halbzeitshow boten die Sportakrobatinnen der SVG Nieder-Liebersbach. Die Mädchen wurden zu recht mit viel Beifall bedacht. Nach der tollen Leistung der BasCats in der ersten Halbzeit war dies ein weiteres Highlight.

Stenogramm: 4:0 (2.), 4:3 (2.), 13:3 (5.), 21:8 (9.), 23:11 (10.), 33:18 (16.), 39:26 (18.), 39:33 (Halbzeit), 44:37 (24.), 44:45 (25.), 50:50 (30.), 52:61 (33.), 54:67 (36.), 63:72 (Endstand).

Punkte: Carlson 17, Benavente 15/1, Kranzhöfer 9, Letkova 7/1, Krell 6, Lummer 5, Chatzitheodorou 2, Meusel 1, Palenickova 1, E. Hofmann, A. Hofmann, Angol.

Beste Werferinnen bei Wasserburg: Peddy 23/2, Deura 9/2, Fontaine 8, Lucet 8/2.

Rebounds: 43:32 (Kranzhöfer 9, Benavente 8, Carlson 6 – Peddy 7, Fikiel 5, Fontaine 5).

Wurfquote aus dem Feld: 44:43%

Dreierquote: 25:41%

Freiwurfquote: 66:79%

Stimmen zum Spiel:

Trainer Dennis Czygan: „Ich bin einfach stolz. Wir haben leidenschaftlich gekämpft. Aus diesem Spiel können wir unwahrscheinlich viel mitnehmen. So müssen wir immer auftreten, das ist der Maßstab für uns. Ich habe schon damit gerechnet, dass wir weite Strecken mithalten können, aber nicht erwartet, dass wir zweitstellig in Führung gehen. Sara Kranzhöfer hat ein Superspiel gemacht, Serena Benavente hat für zwei geackert, aber das ganze Team war großartig. Letztlich hat Shey Peddy das Spiel entschieden, sie hat uns wehgetan, nicht nur wegen der Punkte, sondern auch was sie kreiert hat. Und 25 Ballverluste waren zu viel, was vor allem auf die Halbfeld-Defense von Wasserburg zurück zu führen war.“

TSV-Trainer Georg Eichler: „Meine Halbzeitansprache hat 30 Sekunden gedauert. Ich habe gesagt, entweder kämpfen wir jetzt oder scheiden aus. Wir sind das beste Defensivteam der Bundesliga, aber das in der ersten Halbzeit war keine Defensive. Ich hatte gedacht, dass wir es ernster nehmen, darüber bin ich böse. Wir waren vom Kopf und von den Beinen her müde, das war nicht die gewohnte Intensität. Aber Gratulation an Heidelberg für diese Leistung.“

Laurien Lummer: „Es war ein geiles Spiel. Wir haben einen tolle Defense gezeigt und gekämpft bis zum Ende. Gegen Wasserburg so mitzuhalten, das ist richtig stark. Auch konditionell gab es keinen Einbruch bei uns, wir sind super zufrieden. Man merkt Wasserburg die große individuelle Klasse an, die können alle was.

Serena Benavente: „Wir haben drei Viertel lang das Spiel völlig ausgeglichen gestaltet. Das ist genial. Ich bin stolz auf mein Team, wir allen können stolz sein. Wir hatten keine Angst und haben jederzeit zurückgeboxt. Heute hatten wir keinen Druck, wir konnten Spaß haben und wir hatten ganz viel Spaß.“

Erica Carlson: „Wasserburg hat mit Sicherheit nicht erwartet, dass wir ihnen so auf den Füßen stehen.“

Sara Kranzhöfer: „Gefühlt haben wir gewonnen. Es war großartig. Und (zu ihrer tollen Laufleistung) heute Nacht wird die Müdigkeit kommen.“

Michael Rappe

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Die BasCats können ihre Leistung mit Recht bejubeln.

Foto: Tom Eisele

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Freiwurfpunkte durch Erica Carlson.

Foto: Michael Rappe