„Wir haben uns dieses Finale verdient“- BasCats am Sonntag zum ersten Finale in Bad Aibling

Keine 48 Stunden mehr sind es bis zum Tip-Off. Am Sonntag um 16.30 Uhr beginnt im FireDome Bad Aibling das erste Finalspiel um den Aufstieg in die 1. Damen-Basketball-Bundesliga. Für die BasCats ist es das größte Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte. Der Bundesliga-Absteiger aus der Kurstadt im Landkreis Rosenheim ist der klare Favorit. Aber die BasCats sehen sich nicht als chancenlos an.

„Ich könnte ja von zu Hause aus vorm Livestream coachen!“ Nein, ernst meinte Trainer Dennis Czygan diese Aussage am Mittwochabend beim Training in der Heidelberg International School in Wieblingen natürlich nicht. Aber der Termin am Sonntag ärgert ihn schon. Er feiert am Sonntag nämlich seinen 43. Geburtstag, und diesen wird der Erfolgstrainer der BasCats USC Heidelberg dort verbringen, wo er seit vielen Jahren sein zweites Zuhause hat: In einer Basketballhalle. „Da müssen wir ihm ja ein Geschenk machen“, meinte Flügelspielerin Marlene Angol.

Ihm einen Sieg zu schenken, das wird unglaublich schwer, denn der Bundesliga-Absteiger ist hoher Favorit. Bad Aibling hat alle 22 Hauptrundenspiele gewonnen und auch in den beiden Halbfinals Speyer nicht den Hauch einer Chance gelassen. Im Schnitt hat das Team 86 Punkte erzielt und nur 55 kassiert. „Die jetzige Mannschaft ist stärker als die im vorigen Jahr in der 1. Liga“, findet Dennis Czygan. Das liegt vor allem an der US-Amerikanerin Lindsay Sherbert, der überragenden Spielerin der Liga mit 21 Punkten im Schnitt und neun Rebounds pro Partie. „Wir müssen sie jede Sekunde beschäftigen“, sagte Czygan dazu.

Mit Center Jessica Höötmann hat Bad Aibling eine weitere herausragende Akteurin, die den BasCats im Hinspiel der Hauptrunde (90:54) gleich 23 Punkte einschenkte. Die slowenische Nationalspielerin Eva Rupnik, die zweite US-Amerikanerin D’Asia Jonae Chambers, Stefanie Pölder, Christina Schnorr und Aufbauspielerin Lena Bradaric gehören ebenfalls zum Besten, was die 2. Liga zu bieten hat. Ein weiteres Faustpfand ist der heimische „FireDome“, im dem bis zu 800 Zuschauer für einen Hexenkessel sorgen.

Doch die BasCats müssen keine Angst haben. Im Gegenteil, „die haben Respekt vor unserer Physis“, meinte Dennis Czygan. Die Mannschaft hat in Bamberg ihr vorläufiges Meisterstück abgeliefert und mit dem Finaleinzug das erste Saisonziel erreicht. Eine Medaille ist sicher. Die BasCats wissen, dass Bad Aibling der Favorit ist, haben aber in dieser Saison so viele Rückschläge und Ausfälle verkraftet und sich gesteigert, dass ihnen einiges zuzutrauen ist. Kein anderes Zweitligateam war so dicht dran an einem Sieg gegen Bad Aibling wie die BasCats beim Rückspiel in heimischer Halle (61:70). Es sind ohne Zweifel die stärksten BasCats aller Zeiten. „Ich bin wirklich stolz auf das Team, wir haben uns das Finale verdient“, so der Trainer. Er freut sich besonders für die Spielerinnen, die schon lange dabei sind, und das sind eine ganze Menge. Er hat sich in den letzten Tagen oft gefragt, warum erst jetzt dieser Sprung geschafft wurde. Aber bisher hatten die BasCats den späteren Aufsteiger immer schon im Halbfinale als Gegner.

Die Mannschaft hat seit Mittwoch nach Ostern ganz intensiv und fokussiert trainiert. Am Mittwoch standen Fitness und Wurftraining im Mittelpunkt, am Donnerstag und Freitag wurde umfassend taktisch gearbeitet. Auch in diesem Bereich sieht Czygan die BasCats auf einem guten Weg, aber „ da ist noch viel Luft nach oben“. Auf dem taktischen Bereich wird ein Augenmerk in der neuen Saison liegen.

Auch wenn derzeit noch niemand daran denkt: Es fehlen nur zwei Siege zum ganz großen Triumph, den Aufstieg in die Beletage des deutschen Damen-Basketballs, den man getrost als Sensation bezeichnen könnte. Die Lizenz für die 1. Liga ist beantragt, in der Sommerpause kommt ein neuer Boden ins ISSW, im Hintergrund arbeitet Manager Stephan Winkler an der Verbesserung der Rahmenbedingungen. Im Rückspiel am 17. April (15 Uhr) wird das ISSW aus den Nähten platzen. Ein drittes Spiel der „Best-of-three-Serie“ würde am 23. April um 19.15 Uhr in Bad Aibling stattfinden.

Doch die BasCats sind ganz auf diesen Sonntag fokussiert. Außer den Langzeitverletzten fehlen lediglich Antonia Hofmann (Dienst) und Anne Zipser, die am Montag ihre Abi-Klausur in Englisch vor sich hat. Auch deshalb ärgert sich Dennis Czygan über den Termin, zumal Bad Aibling sonst fast immer am Samstagabend spielt. Auch die Fan-Unterstützung wird angesichts der Rückkehr mitten in der Nacht nicht so groß sein.

Wenn die große Sensation gelingen sollte und die BasCats in Bad Aibling gewinnen, dann sieht Dennis Czygan das ISSW im Rückspiel „abbrennen“. Er erwartet von seiner Mannschaft, dass sie sich nicht abschießen lässt. „Ich will, dass wir alles versuchen, und ich bin sicher, dass die Mannschaft das auch tun wird“. Ist diese Finalserie das bedeutendste Ereignis in seiner Trainerkarriere? Er sich nicht ganz sicher, schließlich hat er mit der U14, U15 und der U17 im Final Four gestanden. „Die Nationalhymne dort war Gänsehaut pur“, erinnert er sich. Aber dieses Finale sei schon etwas ganz Besonderes. Und das auch noch am Geburtstag.

Michael Rappe

Benavente und Carlson im Two-Man-Game

Serena Benavente und Erica Carlson im Hauptrundenspiel gegen Bad Aibling. Foto: Tom Eisele