Der Favorit wankte, doch er fiel nicht – BasCats verlieren nach grandioser Leistung 61:70 gegen Bad Aibling

Toll gespielt, alles gegeben, den hohen Favoriten gehörig ins Schwitzen gebracht – doch am Ende entschieden Nuancen. Nach einem mitreißenden Basketball-Spiel verloren die BasCats USC Heidelberg das Gipfeltreffen der 2. Damen-Basketball-Bundesliga gegen die Fireballs Bad Aibling mit 61:70 (35:35), haben ihre Fans aber mit einer couragierten und defensiv überragenden Vorstellung begeistert. Mehr als 500 Zuschauer waren ins ISSW gekommen und sorgten für eine tolle Atmosphäre.

Man merkte es beim Aufwärmen, dass eine besondere Partie anstand. Höchst konzentriert und fokussiert spulten die BasCats ihr Programm ab. Hallensprecher Mirko Spohn stimmte die Fans auf das Topspiel ein, dann ging es los. Der Start war nicht gut, 2:7 stand es nach zweieinhalb Minuten. Doch die BasCats kamen ins Spiel, Berit Adrion sorgte mit zwei Körben für Stimmung, der zweite nach einem tollen Spielzug. Die erste Führung besorgte Marlene Angol. Mit ihrer ersten Ballberührung versenkte sie einen Dreier. Bad Aibling schien beeindruckt, Höötmann leistete sich gleich drei Schrittfehler. Mit 15:13 für die BasCats ging es in die erste Viertelpause. Als Angol zu Beginn des zweiten Viertels gleich ihren zweiten Distanztreffer versenkte, wurde es erstmals richtig laut in der Halle, doch der Favorit schlug gleich zurück. Sherbert traf weiter gut, Aufbauspielerin Lena Bradaric entdeckte ebenfalls ihr Wurfhändchen. Die BasCats vergaben den einen oder anderen leichten Korbleger, eigentlich hätten sie zur Pause führen müssen. Doch zehn Sekunden vor der Halbzeit erzielte Sandbichler mit zwei Freiwürfen den Ausgleich zum 35:35. Auffällig war, dass die BasCats in 20 Minuten nicht einen einzigen Freiwurf bekamen. Da hätten die Schiedsrichter in der einen oder anderen Aktion auch mal pro Erica Carlson entscheiden können.

Zwar schaffte Carlson gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit die Führung, aber dann bekam Bad Aibling, von den angreisten Fans unterstützt, Oberwasser. Ein 4:16-Lauf brachte den Bundesliga-Absteiger mit zehn Punkten in Front. Aber da war ja noch Marlene Angol, ein weiterer Dreier und die BasCats waren wieder dran. Mit 51:56 ging es ins letzte Viertel. Jessica Höötmann wurde immer mehr zur entscheidenden Persönlichkeit. Nach nur zwei Punkten in der ersten Halbzeit waren es am Ende 17. Die BasCats kämpften weiter unverdrossen, unglaublich, wie bissig und aggressiv sie zu Werke gingen. Bei Helena Chatzitheodorou hatte der Betrachter manchmal den Eindruck, sie würde die Gegenspielerinnen gleich beißen. Die Verteidigung der BasCats war nun auf höchstem Niveau. Und dann wurde das ISSW endgültig zum Hexenkessel. Berit Adrion und Serena Benavente brachten ihr Team zweieinhalb Minuten vor Schluss auf 61:64 heran. Bad Aibling wankte, der Gäste-Trainer nahm eine Auszeit. Dann folgte ein böser Fehlpass von Benavente, der ihr das vierte Foul brachte. Doch selbst Sherbert war nun nervös und verwarf beide Freiwürfe. Helena Chatzitheodorou kassierte das vierte und fünfte Foul, Höötmann verwandelte zwei Freiwürfe sicher zum 61:67, die Entscheidung war gefallen. Sekunden vor Schluss eine symptomatische Szene: Berit Adrion vergab völlig freistehend einen Korbleger.

Genau das war der Unterschied. Die BasCats haben gezeigt, dass Bad Aibling zu schlagen ist. Aber dann müssen die Würfe kommen. Die Treffsicherheit auf Topniveau, das können die jungen Heidelbergerinnen wie Laurien Lummer oder Sara Kranzhöfer noch nicht auf Dauer abrufen. Doch das Team der BasCats hat bewiesen, dass es mithalten kann und dass der Traum vom Finale keiner bleiben muss. Noch nie in dieser Saison musste Bad Aibling so kämpfen wie in dieser Partie.

Stenogramm: 2:7 (3.), 13:9 (9.), 15:13 (10.), 24:24 (15.), 35:35 (Halbzeit), 41:51 (26.), 51:56 (30.), 61:64 ( (38.), 61:70 (Endstand).

Punkte BasCats: Benavente 13/1, Angol 11/3, Carlson 10, Adrion 8, Zipser 7, Chatzitheodorou 6, Kranzhöfer 2, Lummer 2, Stampoulidou 2.
Punkte Bad Aibling: Sherbert 26/3, Höötmann 17, Bradaric 12, Sandbichler 5, Schnorr 4, Rupnik 3, Hebecker 2, Pölder 1, Chambers.

Rebounds (43:45): Carlson 14, Angol 5, Chatzitheodorou 5, Kranzhöfer 5. Bad Aibling: Sherbert 12, Höötmann 8, Bradaric 4.

Stimmen zum Spiel:

Trainer Dennis Czygan: „Nuancen haben es entschieden. Wir haben zwei, drei ganz einfache Korbleger nicht gemacht. Anfang des dritten Viertels haben wir nicht so gut verteidigt. Aber die Verteidigung am Ende war der Wahnsinn. Nur 10 Freiwürfe für uns und 36 für die, das kann nicht sein. Ich bin nicht zufrieden, weil wir verloren haben, aber wir sind auf dem besten Weg. Die Entwicklung ist gut. Die Art und Weise, wie wir heute gekämpft und gespielt haben, macht mir Mut. Was Erica heute gelaufen ist, das war unglaublich. Serena hat ein tolles Spiel gemacht, so ein Fehlpass passiert leider. Das Spiel heute gibt uns Hoffnung, dass wir das Finale erreichen können. Die Mädels haben gesehen wie es geht, wissen aber auch, was noch nicht so gut war.“

Co-Trainer Oliver Muth: „Wir hätten zur Pause führen müssen. Aber unser Spiel verdient keine Kritik. Es war ein sehr anstrengendes Spiel, die körperliche Ermüdung hat man bei einigen zwischendurch gemerkt. Serena und Erica haben einen Hammer-Job gemacht. Anne Zipser hat sich gegen so gute Center physisch bestens präsentiert. Das sind die beiden besten Teams der Liga.“

Marlene Angol: „Wir haben uns deren Respekt erkämpft. Sie mussten erstmals alles geben. Insgesamt können wir stolz auf uns sein. Wir haben sie glaube ich überrascht. Manchmal hätten wir vielleicht noch mehr Körperkontakt suchen müssen. Aber die haben eben Erstliga-Erfahrung. Ja, ich sehe uns im Finale gegen die und habe ein gutes Gefühl. Die Kulisse war toll heute.“

Erica Carlson: „Jetzt nach dem Spiel bin ich ein bisschen frustriert, aber wir haben heute eine großartige Teamleistung gezeigt. Der heutige Tag hat uns gezeigt, dass es möglich ist, sie zu schlagen. Unser Ziel ist das Finale.“

Michael Rappe

Benavente und Carlson im Two-Man-Game

Benavente und Carlson im Two-Man-Game