Offensiv hui, defensiv pfui – so könnte man salopp die Leistung der SNP BasCats im Abstiegsduell bei den Gisa Lions Halle beschreiben. Auch im Duell der beiden Tabellenletzten der Damen-Basketball-Bundesliga haben die SNP BasCats keinen Sieg geschafft. Mit 83:92 verloren sie nach einem lange Zeit sehr knappem Spielverlauf. Der Abstand zum vorletzten Platz beträgt nun bereits vier Punkte.
Die SNP BasCats hatten den besseren Start, vor allem Alica Moravcikova war offensiv gleich „on fire“ und erzielte die ersten sechs Punkte. Als Franziska Worthmann fünf Punkte in Folge gelangen und später Ieva Bagdanaviciene ein Dreier, war beim 18:11 die höchste Führung zu verzeichnen. Doch defensiv gab es schon in dieser Phase Lücken, und vor allem Klaudia Grudzien und Barbara Kasparkova nutzten dies aus. Olivia Nash kam nach sechs Minuten erstmals ins Spiel und feierte ihr Comeback nach einer Knie-Operation. Vier Freiwürfe von Laura Schinkel sorgten dafür, dass die BasCats zur ersten Viertelpause nur noch 21:19 führten.
Offensiv ging es zu Beginn des zweiten Viertels sehr gut weiter. „Da ist Zielwasser geflossen auf der Fahrt von Heidelberg nach Halle“, witzelte die Kommentatorin des Livestreams. Trotzdem gelang den Gastgeberinnen beim 26:26 erstmals der Ausgleich und beim 36:35 die erste Führung. Verantwortlich dafür war Laura Simpson. Mit elf Punkten in diesem Viertel sorgte sie für die 41:38-Halbzeitführung von Halle. Sie wurde mehrfach außen sträflich frei gelassen. Auffällig war die Verteilung der Foulpfiffe. Während Halle in der ersten Halbzeit elf Freiwürfe bekam, waren es bei den SNP BasCats ganze vier. Trainer Dennis Czygan monierte dies mehrfach.
Mit zwei Körben von Worthmann und Moravcikova begann die zweite Halbzeit gut, doch defensiv wurde es nun immer schlechter. Kasparkova, nicht gerade als eifrige Punktesammlerin bekannt, traf ein ums andere Mal. Die SNP BasCats zeigten große Schwächen unter dem Korb, Fallyn Freije wurde immer wieder auf dieselbe Weise von Grudzien oder Kasparkova ausgetanzt. Die US-Amerikanerin machte kein schlechtes Spiel, aber beim Durchsetzungsvermögen unterm Korb muss sie noch deutlich zulegen, offensiv wie defensiv. So lag Halle meist zwischen drei und fünf Punkten vorne. Gegen Ende des dritten Viertels hatte Alex Wittinger eine starke Phase. Mit guten Mitteldistanzwürfen schaffte sie den Ausgleich zum 59:59, gefolgt von zwei verwandelten Freiwürfen Inja Butinas zur 61:59-Führung. Doch wieder passten die Heidelbergerinnen nicht auf und ließen sich eine Sekunden vor Viertelende einen Dreier von Laura Schinkel verpassen.
Im letzten Viertel blieb es eng, aber wenn die SNP BasCats besser verteidigt hätten, wäre es wohl ein Sieg geworden. 30 Punkte kassierten sie in den letzten zehn Minuten. Hinzu kamen unglückliche Aktionen wie Schrittfehler, Offensivfouls und Fehlpässe. Halle punktete fast nur noch von der Freiwurflinie, die Gastgeberinnen bekamen 33, die Heidelbergerinnen nur 14 Freiwürfe. Als Fallyn Freije 21 Sekunden vor Schluss per Dreier zum 83:86 verkürzte, nahm Halle eine Auszeit. Direkt danach machte Freije ein verhängnisvolles absichtliches Foul, indem sie eine Spielerin von hinten fest umklammerte. Es ist ihr erstes Profijahr, da sei ihr diese fehlende Cleverness noch verziehen. Aber die Folge waren zwei verwandelte Freiwürfe von Simpson plus Ballbesitz für Halle, die Entscheidung war gefallen.
Mit der 14. Niederlage im 17. Spiel werden die SNP BasCats den letzten Platz vermutlich nicht mehr verlassen können. Es fällt nach wie vor an einem zupackenden Center, der deutlich zweistellige Rebound-Werte hat. Wenn Michala Palenickova mit sechs Rebounds die meisten holt, spricht das Bände. Alica Moravcikova hatte einen einzigen.
Ob die Partie am Mittwoch daheim gegen Nördlingen stattfinden kann, entscheidet sich erst nach den Testergebnissen bei den Angels am Montag. Ihr Spiel gegen Keltern musste wegen eines positiven Verdachtsfalles ausfallen.
Stenogramm: 5:11 (4.), 9:15 (5.), 11:18 (6.), 17:18 (8.), 19:21 (10.), 21:26 (12.), 26:26 (13.), 27:31 (14.), 36:35 (17.), 41:38 (Halbzeit), 41:42 (21.), 51:45 (23.), 55:53 (26.), 59:55 (28.), 59:61 (29.), 62:61 (30.), 69:69 (34.), 75:71 (35.), 77:78 (37.), 86:80 (39.), 92:83 (Endstand).
Punkte Gisa Lions Halle: Kasparkova 23, Simpson 20/7, Grudzien 19/1, Schinkel 11/1, Thomas 6, Fouraki 6, Huff 5, Kreuter 2, Kleine-Beek.
Punkte SNP BasCats: Freije 15/2, Moravcikova 14, Daub 13/2, Worthmann 11/1, Wittinger 11, Palenickova 7/1, Butina 5/1, Nash 4, Bagdanaviciene 3/1.
Rebounds: 30:29 (Halle/BasCats): Grudzien 10, Team 5, Huff 4 – Palenickova 6, Freije 6, Wittinger 4.
Wurfquote aus dem Feld: 52,1%: 61,0%
Dreier: 29,4%:23,1 (5:17/3:13)
Freiwürfe: 82,4:90,0%
Ballverluste: 17:17
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Die Foulverteilung war ein bisschen sehr einseitig. Den Schiedsrichtern hat es an Fingerspitzengefühl gefehlt. Aber daran lag es nicht. Unsere Verteidigung war heute schlecht, gegenüber dem Marburg-Spiel wieder ein Rückschritt. Es schien, als wenn jede Spielerin auf allen Positionen verteidigen wollte. Es gab zu viele Disziplinlosigkeiten und keine Zuordnung. Einer Kasparkova muss man mehr auf den Füßen stehen, sie darf von außen nicht zum Korb kommen. Offensiv sind 83 Punkte auswärts gut. Die Spielerinnen haben sich alle viel vorgenommen, vielleicht haben sie überagiert. Olivia war nach der langen Pause anfangs nervös, aber es war gut, dass sie ein paar Minuten spielen konnte.“
Olivia Nash: „Es hat sich so gut angefühlt, wieder mit dem Team auf dem Feld zu sein. Ich vermisse den Wettkampf in der Liga. Ich denke, die Dinge werden sich nun verbessern. Ich hoffe, dass wir die Saison stark beenden können und noch einige Siege vor dem Top4 holen.“
Alexandra Wittinger: „Diesmal hatten wir eine ziemlich solide Offensive, an der viele beteiligt waren. Die Wurfquoten waren hoch. Es war unsere 1-1-Verteidigung, unsere Ballverluste und die hohe Anzahl an Fouls in der Nähe des Korbes, die uns wirklich wehgetan haben. Das sind Dinge, die wir beeinflussen und an denen wir arbeiten können. Bei so einem engen Spiel zählen solche Sachen ganz viel und wir müssen in der Lage sein, das zu verbessern.“
Michael Rappe
Beitragsbild (Tom Eisele, im Hinspiel): Inja Butina im Duell mit Laura Simpson.