Saison 1961/1962

Deutscher Meister (6. Meisterschaft)

Aufgebot:
Ludwig Gundacker, Volker Heindel, Werner Lamade, Fritz Neumann, Hannes Neumann, Gerd Pflaumer, Oskar Roth (Spielertrainer), Horst Stein, Klaus Weinand, Rassem Yahya, Manfred Ziegler

Als Neuzugang konnte der USC Rassem Yahya vom TV Mainz gewinnen und sich damit nochmals verstärken. Der gerade 1,75 m große Syrer galt als technisch brillant, ungemein flink und sehr korbgefährlich. Vom letztjährigen Kader verließen Kurt Siebenhaar und Karl Körner den USC.

Die Oberliga Südwest wurde 1961 von zehn auf zwölf Mannschaften aufgestockt. Die Vereine der OL Südwest:
BC Darmstadt, TSG Darmstadt, Eintracht Frankfurt, GW Frankfurt, TB Heidelberg, TV 46 Heidelberg, USC Heidelberg, 1. FC Kaiserslautern, EK Karlsruhe, TV Kirchheimbolanden, BBC Linz, TV 1870 Mainz

Die Meister-Mannschaft von 1962. Stehend von links: Weinand, Gundacker, Ziegler, Lamade, F. Neumann, Heindel, Roth Kniend von links: H. Neumann, Yahya, Pflaumer, Heinze, Stein (Slg. Gerhard Treutlein)

Die Meister-Mannschaft von 1962.
Stehend von links: Weinand, Gundacker, Ziegler, Lamade, F. Neumann, Heindel, Roth
Kniend von links: H. Neumann, Yahya, Pflaumer, Heinze, Stein (Slg. Gerhard Treutlein)

Der amtierende Deutsche Meister USC wurde mit nur einer Niederlage (50:52 gegen Altmeister Turnerbund) und einem Unentschieden (gegen den TV Kirchheimbolanden) wieder unangefochten Südwestmeister.
Auf den Plätzen folgten der TV Kirchheimbolanden (SW II) und der TBH (SW III), die damit in die am 26.3.1962 und am 4.3.1962 stattfindende Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft einzogen. Der Südwestmeister USC hatte sich ebenso wie Nordmeister Spfr. Neukölln, Südmeister Jahn München und Westmeister Alemannia Aachen direkt für die Zwischenrunde qualifiziert.

Der TBH hatte in der Vorrunde zur DM gegen den Südzweiten SB Augsburg anzutreten. Er unterlag in Augsburg mit 47:68, in Heidelberg mit 58:64 und schied damit aus.

Der Titelverteidiger schaltete in der Zwischenrunde zur DM den Westzweiten SSV Hagen mit zwei souveränen Siegen aus.
Am 7.4.1962 fertigte er in der High School seinen von Bundestrainer Volfer betreuten Gast mit 103:56 (50:28) ab. Rassem Yahya (30 Punkte), Klaus Weinand (24), Werner Lamade und Hannes Neumann (beide 18) zeichneten sich bei diesem Kantersieg als Korbschützen besonders aus. Einzig der spätere Heidelberger Jürgen Langhoff (18) konnte auf Hagener Seite einigermaßen mithalten.
Auch in dem nach Wochenfrist ausgetragenen Rückspiel in Hagen blieb der USC ungefährdet und siegte mit 94:62.

Im Halbfinale schufen sich die Akademiker am 28.4.1962 mit dem 63:54-Sieg (33:27) bei Post Hannover eine gute Ausgangsbasis für den Einzug ins Finale. Beim USC punkteten Yahya (20 Punkte), Weinand (15) und Ziegler (10) zweistellig, während für den sich zäh wehrenden Nordzweiten der Nationalspieler Dieter Sarodnik 27 Punkte sammelte.
Im Rückspiel am 7.5.1962 beseitigte der Meister mit 82:64 (35:27) die letzten Zweifel (Weinand 31 – Sarodnik 25).

Als großer Meisterschaftsfavorit galt 1962 indes nicht der Titelverteidiger USC, sondern sein Endspielgegner Alemannia Aachen. Hohe Ambitionen wurden den Westdeutschen schon seit Jahren nachgesagt. 1959 hatten sie im Augsburger Endspiel bereits einmal die Klingen mit dem USC gekreuzt und waren seinerzeit mit 42:56 recht deutlich unterlegen. Im Vorjahr hatte der USC die Alemannen im Semifinale mit 55:42 und 50:58 ausgeschaltet.

Mittlerweile hatte Aachen gewaltig aufgerüstet, um endlich den Titel zu holen. Es hatte semi-professionelle Strukturen geschaffen und ein überaus starkes Team gebildet. Besonders beeindruckend war die „Luftwaffe“ mit dem belgischen Nationalcenter John Loridon, Klaus Schulz und dem Ex-Erfurter Peter Bader. Mit Bader, Schulz, Heiner Grüttner und dem zum Saisonbeginn vom HTV gewechselten Hans Brydniak hatten die Alemannen vier aktuelle Nationalspieler in ihren Reihen. Von den amerikanischen Streitkräften war zudem der dunkelhäutige US-Captain Gene Moss, ein korbgefährlicher und kampfstarker Flügelspieler, zu den Aachenern gestoßen.
Den Westtitel hatten sich die Alemannen in ähnlicher Manier wie der USC im Südwesten mit lediglich einer Niederlage (gegen den SSV Hagen) gesichert. In der Zwischenrunde hatten sie beim Südzweiten DJK Augsburg mit 58:43 noch deutlich dominiert, in Aachen aber mit 57:67 gepatzt, sich lediglich durch das bessere Gesamtkorbverhältnis in die Vorschlussrunde gerettet. Dort distanzierten die Westdeutschen dann den Nordmeister Neuköllner Sportfreunde mit zwei klaren Siegen (81:65 in Berlin, 80:54 in Aachen) und erreichten so ungefährdet das Finale.

Der körperlichen Überlegenheit der Aachener setzten die Heidelberger eine eingespielte Mannschaft, die Erfahrung aus fünf gewonnenen Endspielen, Schnelligkeit, Konditionsstärke und vor allem Spielwitz entgegen. Oskar Roth, Klaus Weinand, Hannes Neumann, Volker Heindel und Horst Stein waren ebenfalls aktuelle Nationalspieler. Auch Werner Lamade, Fritz Neumann und Manfred Ziegler hatten Deutschland international vertreten. Der Rekord-Nationalspieler Oskar Roth brachte als Spielertrainer in doppelter Hinsicht wichtige Impulse von der Bank. Und dann gab es beim USC noch Rassem Yahya, der für viele Experten der beste seinerzeit in Deutschland spielende Basketballer war.
Zusätzlich angestachelt wurde der Serienmeister durch die großspurige Äußerung des ältesten Aachener Spielers und Trainerassistenten Karlheinz Nagelschmitz, die Alemannia sei zur Zeit bestimmt 20 Punkte besser als der USC. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall!

In einem spannenden Spiel mit viel Klasse und Rasse wehrte der USC den Herausforderer Alemannia Aachen mit einem verdienten 69:65-Sieg (27:36) nochmals ab. Zunächst aber schien der Spielverlauf bis in die zweite Halbzeit hinein Nagelschmitz´ Einschätzung eindrucksvoll zu bestätigen. Die körperlich deutlich überlegenen Alemannen legten gegen die USC-Starter Weinand, Heindel, H. Neumann, Lamade und Yahya los wie die Feuerwehr und gingen gleich mit 8:0, 12:2 und 16:4 in Führung. Dabei imponierten die Aachener Gene Moss, Hans Brydniak und Klaus Schulz durch eine erstaunliche Freiwurfsicherheit. Über 20:11 und 24:13 wuchs der Vorsprung des Westmeisters auf 30:17 an. Erst allmählich fanden die Heidelberger in das Spiel. Doch schon früh zeigte sich, dass Rassem Yahya nur mit regelwidrigen Mitteln an seinen Durchbrüchen und Sprungwürfen gehindert werden konnte, so dass die Alemannen zusehends Foulprobleme bekamen. Bereits nach 10 Minuten musste Yahyas Gegenspieler Grüttner mit drei Fouls ausgewechselt werden. Der Syrer überlief nun immer wieder die gegnerische Abwehr und sorgte so dafür, dass der Herausforderer nicht allzu weit enteilen konnte. Kurz vor Halbzeit hatte Gene Moss bereits den vierten Regelverstoß auf seinem Konto und wurde auf die Bank beordert.

Die Endspielszene zeigt vor stattlicher Kulisse in der Wiesbadener Sporthalle den Aachener John Loridon am Brett, dahinter die Heidelberger Klaus Weinand (10) und Volker Heindel (13) (Foto: Oertel, Quelle: „Basketball“, Ausgabe v. 24. Mai 1962).

Die Endspielszene zeigt vor stattlicher Kulisse in der Wiesbadener Sporthalle den Aachener John Loridon am Brett, dahinter die Heidelberger Klaus Weinand (10) und Volker Heindel (13)
(Foto: Oertel, Quelle: „Basketball“, Ausgabe v. 24. Mai 1962).

Dennoch überrumpelten die Alemannen zu Beginn des zweiten Abschnitts den USC und erreichten mit 42:28 ihre höchste Führung. Doch nun nahm der Meister das Heft in die Hand und spielte groß auf – die Partie begann zu kippen. Volker Heindel erkämpfte in der Abwehr Ball um Ball und leitete mit höllischem Tempo eigene Angriffe ein. Die ungemein konditionsstarken Kurpfälzer liefen zu bestechender Form auf und wirbelten die sich verzweifelt wehrenden Westdeutschen gehörig durcheinander. Hannes Neumann und insbesondere Rassem Yahya stürzten den Herausforderer mit ihren Durchbrüchen von einer Verlegenheit in die andere. Prompt verübten die Aachener Gene Moss und Klaus Schulz ihr fünftes bzw. viertes Foul. Die Alemannen zeigten nun zeitweilige Konditions- und Konzentrationsmängel und ließen die Akademiker so über 39:46 zum 47:48 aufschließen. Rund sieben Minuten vor Schluss führte Aachen noch mit 53:51, ehe Rassem Yahya der Ausgleich gelang. Werner Lamade war es vorbehalten, nach weiteren zwei Minuten die erstmalige Führung des Titelverteidigers zu besorgen, die wiederum Yahya umgehend zum 63:57 ausbaute. Beim Stand von 65:62 für den USC musste auch Klaus Weinand, der Loridon wirksam beschattet und selbst hoch gepunktet hatte, mit fünf Fouls ausscheiden. Der Alemannen-Center verwandelte die beiden fälligen Freiwürfe und brachte so Aachen bis auf einen Punkt heran. Doch Spielertrainer Oskar Roth, der sich für Klaus Weinand eingewechselt hatte, konterte nach einem glänzenden Zusammenspiel mit Werner Lamade durch einen Schuss aus der Ecke zum 67:64. Die gut gestaffelte Abwehr des Meisters war nun kaum noch zu überwinden und erzwang in der Folge mehrere Ballverluste der Aachener. Zum Endergebnis von 69:65 für den Titelverteidiger trugen schließlich ein erfolgreicher Alleingang Lamades und ein verwandelter Freiwurf Loridons bei.
Laut „Basketball“ handelte es sich um eines der spannendsten und packendsten Endspiele der deutschen Basketballgeschichte. Danach spielten die Heidelberger schneller, moderner und gewitzter gegen die körperlich weit überlegenen Aachener, denen bezeichnenderweise im gesamten Spiel kein einziger Fastbreak gelang.
Der Rekordmeister hatte noch einmal gezeigt, dass er die Klasse, Kampfkraft und mentale Stärke besaß, es mit jedem bundesdeutschen Team aufzunehmen!
Die Korbschützen des USC: Yahya 22, Weinand 20, H. Neumann 11, Lamade 10, Heindel, F. Neumann, Roth je 2 Punkte
Für Aachen punkteten: Loridon 25, Brydniak 12, Moss 10, Grüttner 8, Schulz, Mohren je 4, Bader 2

Der Aachener Moss beim Schuss; zu spät kommen Lamade (4), Weinand (10), Neumann, Yahya (6). Am Ende setzte sich jedoch noch einmal der Titelverteidiger durch (Slg. Klaus Weinand).

Der Aachener Moss beim Schuss; zu spät kommen Lamade (4), Weinand (10), Neumann, Yahya (6). Am Ende setzte sich jedoch noch einmal der Titelverteidiger durch (Slg. Klaus Weinand).

Auch der Hochschultitel ging 1962 an den Neckar. Dabei konnte die Uni Heidelberg mit gleich sieben Nationalspielern ein noch stärkeres Team als der USC beim Wiesbadener Endspiel stellen. Zu den USC-Spielern Heindel, Lamade, den Gebrüdern Neumann, Pflaumer, Roth, Weinand, Yahya und Ziegler kamen noch der Hagener Nationalcenter Jürgen Langhoff und Klaus Perignon (TV Kirchheimbolanden), die beide in Heidelberg studierten.
Obwohl die Uni Heidelberg in einigen Spielen ersatzgeschwächt antreten musste, fertigte sie in der Vor- und in der Zwischenrunde ihre Gegner mit Kantersiegen ab. Auch in der Vorschlussrunde blieb sie mit 88:66 gegen die Uni Göttingen ungefährdet.
Mit dem Finalgegner TH Aachen kam es quasi zu einer Neuauflage des Wiesbadener Endspiels um die deutsche Meisterschaft, zumal auch bei den Westdeutschen die „Wiesbadener“ Akteure den Ton angaben. Die ohne Klaus Weinand angetretenen Heidelberger hatten zunächst klare Vorteile, ehe Aachen nach der Pause einen Zwischenspurt einlegte und auf drei Punkte herankam. Doch trotz verbissener Gegenwehr zogen die Kurpfälzer wieder davon und entschieden diese hochklassige Begegnung mit 80:73 (49:40) zu ihren Gunsten.
Heidelberg: Langhoff 27 Punkte, H. Neumann 16, Yahya 14, Ziegler 6, Heindel 5, F. Neumann
Aachen: Brydniak 19, Schulz 18, Grüttner 10, Dedes 10, Lippert 8, Soyer 6, Papaiakowou

Der 29-fache Nationalspieler Horst Stein verließ nach Abschluss der Saison 61/62 den USC. Er hatte zunächst beim BCH sowie dem TBH gespielt und war nach seinem Wechsel zum USC an allen sechs Meisterschaften beteiligt. Der gebürtige Altstädter wollte künftig die aufstrebende KuSG an seinem nunmehrigen Wohnort Leimen unterstützen.

Nächster Abschnitt: IV. Schöpferische Pause und ein weiterer Titel (62/63 – 71/72)

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