Der Countdown läuft. Nur noch wenige Stunden, dann findet der erste Sprungball in der neuen Saison der 2. Damen-Basketball-Bundesliga statt. Für die BasCats steht eine schwere Auftaktpartie beim ASC Theresianum Mainz auf dem Programm. Spielbeginn ist um 17.30 Uhr.
Die Favoriten der Liga
Topfavorit der Liga scheint Bundesliga-Absteiger TuS Bad Aibling zu sein. Carla Bellscheidt ist zwar nicht mehr dabei, doch es wurden guten Spielerinnen wie Elisa Hebecker, Christina Schnorr und Jessica Höötmann (alle aus Halle) sowie die Amerikanerin Lindsay Sherbert geholt. „Die wollen wieder nach oben“, ist BasCats-Trainer Dennis Czygan überzeugt. Beim letztjährigen Vizemeister Bamberg ist zwar die komplette erste Fünf gegangen, doch der Kader ist immer noch außerordentlich gut besetzt. Ein Testspielsieg gegen Nördlingen belegt das. Neu sind u. a. die Amerikanerin Miranda Cantrell, die Lettin Ieva Jansone und Svea Wagner.
Zum Überraschungsteam könnte Jahn München werden, das sich mit Anne Breitreiner zumindest für die Vorrunde den „weiblichen Nowitzki“ (Czygan) geholt hat. Beim zweiten Bundesliga-Absteiger Rhein-Main-Baskets gibt es einen großen Umbruch, so dass abzuwarten ist, ob ein Play-off-Platz überhaupt möglich ist. Der neue Trainer Peter Kortmann spricht vom Klassenerhalt als Saisonziel. Der letztjährige Play-off-Teilnehmer Würzburg ist vom Verletzungspech gebeutelt, Spielerinnen wie Raphaela Jochimczyk werden noch länger ausfallen. Immerhin kam Johanna Beck aus Bamberg.
Speyer scheint nicht so tief besetzt zu sein und dürfte es trotz Jennifer Mocanu, im Vorjahr für den TSV Viernheim die beste Werferin der 2. Liga, schwer haben, in den Kampf um die vier Play-off-Plätze einzugreifen. Die Post Südstadt Karlsruhe Lions sind mit vielen erfahrenen Zweitligaspielerinnen sicherlich stärker als mancher Aufsteiger in den Vorjahren. Wasserburg II ist je nach Aufstellung auch für einen Mittelfeldplatz gut.
Die Philosophie der BasCats
Die Nachwuchsförderung steht vor dem mit Geld erzwungenen Erfolg. Das ist auch weiterhin die Maxime bei den BasCats. Teamgeist, jahrelanges Zusammenspiel, junge Talente und zwei Top-Amerikanerinnen – das sind die Zutaten für ein voraussichtlich wieder sehr schmackhaftes Basketball-Menu, das die BasCats ihren Zuschauern anbieten wollen. Mit einer Wanderung durch die Schriesheimer Weinberge und einem Brunch bei Trainer Dennis Czygan, der in Schriesheim wohnt, wurde die letzte Trainingswoche eingeläutet. Dabei konnte Czygan erfreut feststellen, wie gut sich die Mannschaft versteht.
Mit der griechischen Flügelspielerin Myrto Stampoulidou hat er nur eine Spielerin zu integrieren, vom letztjährigen Kader ist lediglich Marlene Angol nicht mehr dabei. Die Amerikanerinnen Erica Carlson und Serena Benavente schätzen die familiäre Atmosphäre bei den BasCats, sie geben ihre große Erfahrung und Klasse an den zahlreich vorhandenen Nachwuchs weiter. „Wir haben eine wunderbare Defense, aber wir werden künftig auch mehr die Abschlüsse suchen“, hat sich Czygan mit seinem Team vorgenommen. In rund zwei Monaten wird dann auch Aufbauspielerin Angie Oehler nach ihrer schweren Knieverletzung wieder angreifen.
Das Umfeld
Mit Oliver Muth kehrt ein alter Bekannter als Assistent auf die Trainerbank zurück. Er hatte sich in der vergangenen Saison auf die WNBL und das Regionalliga-Team konzentriert. Neuer Regionalliga-Trainer ist der erst 22-jährige Student Chris Baum. Er wird sich vor allem um das Live- und Video-Scouting der Gegner kümmern. So war er auch beim letztlich souveränen Mainzer Sieg gegen Speyer in der ersten Pokalrunde live vor Ort.
Ganz neu im Verein und auch mit einem neu geschaffenen Posten ist Stephan Winkler. Er ist der neue und erste Teammanager der BasCats und kümmert sich um das gesamte Drumherum. Erfahrung bringt Winkler aus seiner langjährigen Tätigkeit für den ehemaligen Konkurrenten TSV Amicitia Viernheim mit, der ja im Sommer den Zweitliga-Spielbetrieb eingestellt hat. „Stephan ist gekommen, weil er bei uns Perspektiven sieht“, freut sich Dennis Czygan über die Verstärkung, die vor allem ihn entlastet. Denn bisher musste er alles alleine machen, von der Wohnungssuche über die Autobeschaffung, Sponsorensuche, die Organisation der Auswärtsfahrten und vieles mehr.
Die finanzielle Situation ist deutlich besser als vor einem Jahr. Zwar können die BasCats auch jetzt keine riesigen Sprünge machen, aber der Spielbetrieb ist absolut gesichert. Mit AXSE wurde ein neuer Trikotsponsor gefunden, auf Trikots auf Aufwärmshirts sind neue Werbepartner vertreten. Nur ein Namenssponsor lässt noch auf sich warten.
Die Vorbereitung
Mit der Vorbereitung war Dennis Czygan absolut zufrieden. Bei den Turnieren in Weiterstadt, Speyer und Luxemburg sowie beim Test gegen Bundesliga-Aufsteiger Keltern zeigte seine Mannschaft starke Leistungen. Das letzte Vorbereitungsspiel gegen Karlsruhe war nicht der erhoffte ernsthafte Test. Czygan hätte lieber noch einmal gegen Keltern gespielt, doch die sagten ab.
Der erste Gegner
Beim ASC Theresianum Mainz hat die 41-jährige Gabi Jandova noch ein Jahr dran gehängt, mit Vanessa Devries ist eine starke Kanadierin gekommen. Ihre Landsfrau Lauren Mortier ist geblieben, den weiteren Kern des Teams bilden die deutschen Spielerinnen Christiane Fischer, Maria Neufurth, Lilian Koch und Katharina Feil. Mainz stellt ein erfahrenes Team, das wieder um die Play-off-Plätze mitkämpfen wird – ein echter Prüfstein also. Ein gefährliches Team, das sich während eines Spiels immer wieder deutlich steigern kann. „In Mainz war es für uns immer schwer“, weiß Czygan. Mainz hat schon ein Pflichtspiel hinter sich, im Pokal gewann das Team gegen Speyer. Die BasCats müssen also gleich im ersten Spiel voll da sein.
Die Zielsetzung
„Wir sind noch tiefer geworden“, beschreibt Dennis Czygan das große Plus und bezeichnet die junge Anna Klötzl als eine Gewinnerin der Vorbereitung. Von ihr sowie Sara Kranzhöfer, Anne Zipser und Helena Chatzitheodorou – alle noch keine 20 Jahre alt – erwartet er den nächsten Schritt, ebenso von Laurien Lummer. Aber auch von Erica Carlson erwartet er noch mehr. „Sie ist noch nie so fit gewesen“, hat er erfreut festgestellt. Bisher war sie nur am Brett eine Macht, nun wirft sie noch mehr aus der Mitteldistanz.
Wenn auch die Konkurrenz wieder kräftig eingekauft hat, bleiben die Play-offs das Ziel der BasCats. Sie wollen das zum sechsten Mal in Folge schaffen. „Das muss unser Ziel sein“, verdeutlicht Dennis Czygan. Und dann? „The sky ist he limit“, meint er vielsagend.
Neue Regeln
Es dürfen nur zwei Nicht-Europäerinnen auf dem Feld stehen. Theoretisch ist also der Einsatz von drei Französinnen und zwei Amerikanerinnen möglich. Allerdings gibt es ein „gentlemen‘s agreement“, dass die Vereine das nicht machen. „Ob sich daran alle halten, wenn es am Ende um Auf- und Abstieg geht, bleibt abzuwarten“, sagte Dennis Czygan. Eine neue Regelung, die die Trainer betrifft, findet er ganz schlecht. „Es darf nur noch ein Trainer stehen, der andere muss sitzen“. Das heißt, dass sich der Assistent bei einer Auswechslung nicht zu einer Spielerin knien darf. Will sich Czygan beispielsweise mit Oliver Muth austauschen, muss er sich dazu hinsetzen. Dies gilt auch für die Nachwuchs-Bundesligisten, was Czygan besonders fatal findet. Schließlich brauchen die jungen Talente taktische Anweisungen noch mehr.
Der Kader
Center: Erica Carlson (27), Berit Adrion (27), Anna Meusel (26), Anne Zipser (17); Aufbau: Angela Oehler (25), Sara Kranzhöfer (19), Serena Benavente (30), Laurien Lummer (20), Helena Chatzitheodorou (18); Flügel: Elena Hofmann (27), Antonia Hofmann (27), Anna Klötzl (18), Myrto Stampoulidou (20), Daniela Bauder (24); Abgänge: Marlene Angol. Trainer: Dennis Czygan, Co-Trainer: Oliver Muth, Chris Baum.
Attraktiver Pokalgegner
In der ersten Runde um den DBBL-Pokal hatten die BasCats spielfrei. In der zweiten Runde haben sie einen Erstligisten gezogen. Am 22. oder 29. Oktober kommen die Eisvögel USC Freiburg ins ISSW. „Ich hätte mir für die zweite Runde einen leichteren Gegner gewünscht“, sagte Dennis Czygan. Natürlich ist Freiburg Favorit, chancenlos sind die BasCats aber nicht. Schließlich werden die Breisgauerinnen in dieser Erstligasaison im hinteren Drittel erwartet.
Michael Rappe