Nicht vom Glück verfolgt

Die Saison 2020/21 ist durch die Corona-Folgen und viele Verletzungen schon herausfordernd genug für die SNP BasCats USC Heidelberg. Da wäre es doch nur gerecht, wenn Glücksgöttin Fortuna mal ihr Füllhorn über ihnen ausschütten würde. Doch auch am 13. Spieltag der Basketball-Bundesliga waren die Heidelbergerinnen nicht vom Glück verfolgt. Wie gegen Freiburg starteten sie nicht einmal 48 Stunden später eine sehenswerte Aufholjagd, an Energie und Kampfgeist fehlte es erneut nicht. Am Ende stand jedoch mit 61:64 beim BC Marburg die elfte Niederlage, und durch den Sieg von Hannover gegen Nördlingen beträgt der Rückstand auf den rettenden zehnten Platz nun schon vier Punkte.

Im Gegensatz zum Freiburg-Spiel war der Start diesmal gut. Franziska Worthmann und Inja Butina mit zwei Distanztreffern und Britta Daub sorgten für eine 8:2-Führung. Doch Marburg, das am Freitag mit einem 40-Punkte-Sieg in Saarlouis hatte aufhorchen lassen, kam langsam ins Spiel. Vor allem Marie Berthold (23 Punkte) und Alexandra Wilke (17/1 Dreier) setzten Akzente. Beim 16:15 nach dem ersten Viertel war noch alles offen.

Das zweite Viertel lief dann  nicht gut. Die SNP BasCats kamen mit der Pressverteidigung von Marburg überhaupt nicht zurecht. Es häuften sich die Fehlpässe, durch den enormen Druck, den die Gastgeberinnen aufbauten, landeten selbst Einwürfe beim Gegner, weil kaum Anspielstationen da waren. Ex-BasCats-Spielerin Rachel Arthur lief nun heiß und machte ihre zehn Punkte alle in diesem Viertel. Die Gäste schafften dagegen nur fünf Punkte aus dem Feld. Beim 44:26 zur Halbzeit schien die Partie schon fast verloren.

Doch der bewundernswerte Kampfgeist der SNP BasCats ist ja hinlänglich bekannt. Sie kamen mit einem 7:0-Lauf aus der Kabine, steigerten sich in der Verteidigung enorm und gewannen dieses Viertel mit 17:9. Marburg ließ nach, musste vielleicht auch einem gewissen Kräfteverschleiß Tribut zollen. Fallyn Freije machte fünf Punkte in Serie, mit einer klasse Bewegung erzielte Alica Moravcikova das 50:53. Und dann gelang sogar der Ausgleich zum 56:56, den Britta Daub mit einem Rückhandwurf fünf Minuten vor Schluss erzielte. An Kraft und Kondition fehlt es den Heidelbergerinnen nicht, sonst wären solche Aufholjagden am Ende nicht möglich.

Was den SNP BasCats jedoch fehlt, ist ein kühler Kopf in engen Spielsituationen und mehr Konstanz über die kompletten 40 Minuten. Einige Ballverluste und das verletzungsbedingte Ausscheiden von Inja Butina sorgten für Unruhe und sechs Marburger Punkte in Folge. Die vielen Fans der SNP BasCats, die das Spiel am Livestream verfolgten, verzweifelten dann vermutlich, denn die Übertragung brach ab. So konnten sie nicht sehen, wie Franziska Worthmann mit einem Dreier und einem weiteren Korb auf 61:62 verkürzte, ehe Theresa Simon 20 Sekunden vor Schluss den Endstand markierte.

Stenogramm: 2:8 (2.), 9:8 (6.), 14:15 (9.), 16:15 (10.), 23:15 (11.), 25:21 (14.), 31:22 (16.), 40:22 (17.), 44:26 (Halbzeit), 44:33 (22.), 50:37 (25.), 53:43 (30.), 53:50 (32.), 56:56 (34.), 60:56 (36.), 62:61 (39.), 64:61 (Endstand).

Punkte Marburg: Bertholdt 23, Wilke 17/1, Arthur 10/2, Simon 4, Kiefer 4, Klug 4, Baker 1, Crymble 1.

Punkte SNP BasCats: Freije 13/1, Worthmann 12/3, Bagdanaviciene 10, Moravcikova 8, Butina 7/1, Daub 7, Palenickova 2, Karavassilis 2, Kleinert.

Rebounds (Marburg/BasCats): 32:36

Wurfquote aus dem Feld: 44,7%: 48,4%

Dreier: 27,3%: 20,8 (3:11/5:24)

Freiwürfe: 81,2:72,7%

Ballverluste: 24:24

Stimmen zum Spiel:

Trainer Dennis Czygan: „Die Ganzfeldpresse von Marburg hätte uns eigentlich nicht so überraschen dürfen. Im zweiten Viertel fehlte die Spannung in der Verteidigung und dadurch auch im Angriff. 5 von 24 Dreiern sind natürlich viel zu wenig. In der zweiten Halbzeit haben wir wieder ein riesiges Kämpferherz gezeigt. Diesmal haben wir nach dem Ausgleich zum 56:56 auch nicht überdreht, trotzdem aber in der Offense Fehler gemacht. Das Auf und Ab in unseren Spielen ist zu groß. Aber wir müssen Stück für Stück weiterarbeiten. Fallyn war in der Zone sehr präsent, wir müssen sie noch öfter finden. Nun gilt es, das Team wieder zu Kräften bringen. Mittwoch in Nördlingen müssen wir Punkte holen.“

Franziska Worthmann: „Es gab einige Parallelen zum Spiel gegen Freiburg. Wir wussten, was auf uns zukommt und haben es leider nicht geschafft, von Anfang an das zu zeigen, was wir im Stande sind zu leisten. Es ist natürlich frustrierend, zwei Spiele so kurz hintereinander knapp zu verlieren, aber wir müssen die Köpfe oben behalten und am Mittwoch gemeinsam als Team in Nördlingen stark auftreten.“

Fallyn Freije: „Es ist hart, noch einmal so knapp zu verlieren, da es sich für uns so angefühlt hat, als wenn wir uns selbst geschlagen haben. Wir haben in unserer Zone zu viele Fehler gemacht, das hat uns zur Halbzeit so ins Hintertreffen gebracht. Wie im Spiel zuvor, mussten wir uns dann zurück kämpfen, um deren Führung zu verkürzen. Das haben wir auch getan und dabei gezeigt, dass wir effizient spielen können. Aber wir müssen in der Lage sein, das ein ganzes Spiel lang zu tun. Wenn wir es schaffen, einen Rückstand auf ein 2- bzw 3-Punkte Spiel zu verkürzen, ist es sehr wichtig, dass wir so weiter machen wie zuvor beim Aufholen des Rückstandes. Wir haben einige Fehlpässe in den letzten Minuten gehabt. Ohne diese hätten wir in den letzten Sekunden die Führung gehabt und hätten nicht auf einen letzten Wurf hoffen müssen, um das Ergebnis auszugleichen. Aber wir können von diesem Spiel lernen, was wir verbessern können.“

Michael Rappe

Beitragsbild (Andreas Gieser): Franziska Worthmann versuchte in der Schlussphase mit fünf Punkten noch einmal alles, doch der Lohn blieb aus.