Eine Niederlage mit 25 Punkten gegen Halle, das klingt zunächst mal nach einem Desaster. Vom Ergebnis (64:89) ist es das auch, doch die besonderen Umstände dieser Bundesligapartie der SNP BasCats USC Heidelberg gegen die GISA Lions Halle müssen natürlich berücksichtigt werden. Nach den Ausfällen von Madison Nelson und Olivia Nash war Alica Moravcikova einziger verbliebener Center. Bei Rückkehrerin Olivia Nash ist nun ziemlich klar, dass sie am Knie operiert werden muss und länger ausfallen wird.
Es dauerte nur acht Sekunden, bis Franziska Worthmann einen Distanzwurf zum 3:0 verwandelte, doch Halle konterte direkt. Nach dem 5:4 durch Ieva Bagdanaviciene gelang den SNP BasCats keine Führung mehr. Halle spielte sehr aggressiv und nutzte die Vorteile auf den Innenpositionen weidlich aus. Styliana Fouraki setzte sich immer wieder durch und hatte nach dem ersten Viertel bereits elf Punkte. Bei den Gastgeberinnen bot ihr Franzi Worthmann Paroli, ihre ersten drei Würfe (alles Dreier) waren drin.
Die SNP BasCats konnten mit dem Druck der Hallenserinnen nicht umgehen. Die Ballverluste häuften sich, einfache Korbleger wurden vergeben, einige Male wurde bei Würfen sogar der Korb verfehlt. Dagegen lief bei den Gästen Laura Simpson im zweiten Viertel heiß und versenkte in kurzer Zeit vier Dreier. Bei 18 Punkten Rückstand deutete sich bereits an, dass die SNP BasCats keine Chance haben würden. Doch sie kämpften. Die sehr unglücklich agierende Alica Moravcikova machte ihre sechs Punkte in den drei Minuten vor der Halbzeit, Michala Palenickova kämpfte für zwei, Britta Daub und Inja Butina versuchten alles, um Linie ins Spiel zu bringen, auch Marie Kleinert hatte ein paar gute Aktionen. In den letzten 20 Sekunden der ersten Halbzeit machte Fouraki die kleine Aufholjagd Heidelbergs mit vier Punkten zunichte.
Im dritten Viertel wurden die Wurfschwächen der SNP BasCats noch größer, so war eine Aufholjagd nicht möglich. Ieva Bagdanaviciene war früh foulbelastet, auch sie läuft ihrer Form vom Saisonbeginn vor allem offensiv hinterher. Dass sie die meisten Rebounds holte, kann eigentlich nicht sein. Was man den Czygan-Schützlingen zu Gute halten muss, ist ihr unermüdlicher Kampfgeist. Sie gaben auch bei aussichtslosem Spielstand nicht auf. Als Michala Palenickova nach zwei Minuten des vierten Viertels auch noch mit einem Aufschrei zu Boden ging und liegen blieb, stockte allen in der OSP-Halle der Atem. Es war fast totenstill. Doch sie hatte „nur“ einen Ellenbogen direkt ins Auge bekommen. Die 24-Jährige gab nach dem Schlusspfiff Entwarnung.
Das Pokalspiel gegen Nördlingen, ursprünglich für den 3. Januar vorgesehen, ist zwar offiziell noch nicht abgesagt, aber es dürfte mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht stattfinden, zumal den SNP BasCats keine Halle zur Verfügung steht. Derweil wird Trainer Dennis Czygan den Jahreswechsel mit Videostudium verbringen. Zwei gute Center müssen her, sonst sind die SNP BasCats in der Bundesliga nicht konkurrenzfähig.
Das nächste Bundesligaspiel ist am 9. Januar daheim gegen den Tabellenletzten Royals Saarlouis. Spielbeginn ist diesmal um 17 Uhr (OSP-Halle). Die Saarländerinnen haben sich offenbar mit drei Spielerinnen verstärkt, darunter Brittany Brown (letztes Jahr noch in Keltern).
Stenogramm: 3:0 (1.), 5:4 (2.), 5:12 (4.), 16:19 (8.), 16:23 (10.), 22:31 (14.), 24:41 (17.), 33:48 (Halbzeit), 40:55 (23.), 43:59 (26.), 50:73 (30.), 60:81 (35.), 64:89 (Endstand).
Punkte SNP BasCats: Worthmann 12/4, Butina 11/2, Bagdanaviciene 11, Daub 10/1, Palenickova 8/1, Moravcikova 6, Kleinert 4, Karavassilis 2.
Punkte Lions Halle: Fouraki 19, Simpson 16/4, White 11/3, Huff 10, Grudzien 10, Kreuter 9, Schinkel 8, Kasparkova 6, Oswald.
Rebounds: 31:46 (SNP BasCats/Halle): Bagdanaviciene 5, Karavassilis 5, Team 5 – Grudzien 13, Fouraki 10, Simpson 6, Team 6.
Wurfquote aus dem Feld: 34,5:47,2 %
Dreierquote: 34,8%:43,8% (8/23:7/16)
Freiwurfquote: 78,3:87,5%
Ballverluste: 20:12
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Alle Spielerinnen haben gekämpft, das ist nach so vielen Nackenschlägen nicht selbstverständlich. Sie waren am Ende stehend k.-o. Michala Palenickova war der ‚warrior‘. Bei so einer kleinen Rotation ist es nicht immer hinzukriegen, die richtige Entscheidung beim Passen und Werfen zu treffen. Olivia wird wohl operiert werden müssen, ich muss zwei Spielerinnen holen, denn aktuell sind wir nicht konkurrenzfähig. Wir sind nun ohne Amerikanerin. Alica Moravcikova ist in einem Formtief, da müssen wir ihr raushelfen. Sie ist mit sich selbst unzufrieden.“
Co-Trainer Chris Baum: „Die Niederlage ist ärgerlich, aber alle haben ihr Bestes gegeben und bis zum Umfallen gekämpft, siehe Michala Palenickova. Halle durfte innen schalten und walten, wie sie wollten und konnten zu einfach rebounden. Alica zögert momentan zu sehr in ihren Aktionen. In unserem Team hat sie eine größere Rolle als in ihrem alten Team und daran muss sie sich weiterhin gewöhnen. Uns fehlt vor allem das Training. Bei den vielen Spielen mit kleiner Rotation wurden die Beine schwerer und die Würfe auch. Die vielen Spiele haben uns den Rhythmus genommen. Ohne das Pokalspiel gegen Nördlingen, was offiziell immer noch nicht abgesagt ist, könnten wir jetzt mal eine Woche trainieren. Diese Saison ist auch für mich mehr Arbeit als die vorherigen Saisons. Der organisatorische Aufwand ist größer.“
Michael Rappe
Beitragsbild (Andreas Gieser): Mitten drin und doch nicht dabei: Olivia Nash fehlte den SNP BasCats gegen Halle sehr.