USC BasCats: Zu spät ins Spiel gefunden

Nach einem Dutzend Heimsiegen in der Hauptrunde der 2. DBBL Süd und dem Achtelfinal-Erfolg gegen Eimsbüttel erwischte es die USC BasCats Heidelberg im heimischen ISSW doch noch. Im Viertelfinal-Hinspiel gegen den BBC Black Bulls Osnabrück verloren sie mit 47:60 und haben nun für das Rückspiel am nächsten Sonntag (27. April, 16 Uhr, Schlosswallhalle) eine ganz schlechte Ausgangsposition. Das Final Four am 3./4. Mai, wo auch immer es stattfinden mag, ist in weite Ferne gerückt.

Es war alles angerichtet für eines der legendären Basketballfeste im ISSW. Zwar fehlten Hannah Cooper (Rückenbeschwerden) und Laurie Irthum (Gehirnerschütterung), doch beim Warmmachen war eine gewisse Entschlossenheit festzustellen. Und auf den Rängen war der beste Besuch in dieser Saison zu verzeichnen, es herrschte eine tolle Stimmung und es gab große Unterstützung für die Mannschaft. Und das selbst bei einem hohen Rückstand, denn in der ersten Halbzeit wurden den USC BasCats ihre Grenzen aufgezeigt. Seit den Erstligazeiten hat man in Heidelberg selten ein so defensivstarkes Team gesehen. Die Osnabrückerinnen verteidigten großartig, extrem aggressiv und wirkungsvoll. Eine Spielerin wie Tonia Dölle sucht man in der 2. Liga Süd vergebens, die 1,86 Meter große Centerspielerin herrschte unter den Körben und sie kann auch gut aus der Distanz werfen. Ihre Schwester Kira war auch sehr gut, dazu die Aufbauspielerin Annemarie Potratz und Antonia Kraushaar.

Die USC BasCats gingen durch Anne Zipser mit 2:0 in Führung, doch das sollte die einzige Führung im ganzen Spiel bleiben. Die Gastgeberinnen agierten ängstlich, waren unaufmerksam im Rebound und konnten sich offensiv so gut wie gar nicht durchsetzen. Acht Ballverluste kamen hinzu. Das 7:19 zur Viertelpause war folgerichtig.

Anne  Ziper und Tonia Dölle lieferten sich unter dem Korb tolle Duelle. Foto: Andreas Gieser

Die Fans der BasCats blieben bester Stimmung und angetrieben von Hallensprecher Mirko Spohn gaben sie alles, um dem Team zu helfen. Doch es half alles nichts. Osnabrück ließ nicht nach, traf auch schwierige Würfe und legte ein beeindruckendes Selbstvertrauen an den Tag. Sie ließen den BasCats kaum Luft zum Atmen, kaum Luft zum ruhigen Passen oder Werfen. Die Gäste waren von Trainer Jörg Scherz, ein ganz erfahrener und erfolgreicher Trainer zu Zeiten des OSC Osnabrück (deutscher Vizemeister, Pokalfinalist) vorzüglich eingestellt. Ein weiterer Dreier von Tonia Dölle sorgte für das 11:30, bei den Heidelbergerinnen lief aus der Distanz gar nichts. 0/10 standen nach Spielende zu Buche, selbst Julia Wroblewski, in Hamburg noch mit fünf Dreiern und 23 Punkten, fand das richtige Wurfhändchen nicht. 17:36 zur Pause, das hatten die BasCats in einem Heimspiel sehr lange Zeit nicht erlebt.

Es musste eine Reaktion kommen, und diese kam auch. Zunächst defensiv, plötzlich war der Wille zum bedingungslosen Verteidigen da und Osnabrück kam binnen 24 Sekunden häufiger nicht mehr zum Abschluss. Antonia Schüle raffte sich zu einer kämpferisch hervorragenden Leistung, ihrer besten in dieser Saison, auf. Lotta Simon mit sechs Punkten in vier Minuten, dazu Punkte von Helena Linder, Lola Stamenkovic und Elizabeth Iseyemi – beim 32:46 zur letzten Viertelpause keimte so etwas wie Hoffnung auf. Osnabrück wankte ein wenig, ein knappes Ergebnis schien noch möglich.

Die BasCats schafften viertelübergreifend einen 11:0-Lauf, beendet von Carla Bieg Salazar zum 38:46. Die Halle kochte. Und wenig später auch Cheftrainer René Spandauw, bei einem ganz umstrittenen Distanztreffer von Tonia Dölle, denn eigentlich war der Pfiff schon ertönt. Doch die Gastgeberinnen ließen sich nicht beirren. Beeindruckend, wie sie jetzt kämpften und verteidigten. Es war mittlerweile ein richtig mitreißendes, gutes und spannendes Basketballspiel. Ein Team wie Osnabrück fängt sich aber auch wieder, und es waren die Dölle-Schwestern, die mit acht Punkten in der Schlussphase zum 45:60 trafen. Ein Wurf von Carla Bieg Salazar in allerletzter Sekunde sorgte für den Endstand. 47:60 – so wenig Punkte hatten die Spandauw-Schützlinge in dieser Saison noch nicht erzielt. Elizabeth Iseyemi war mit zwölf Punkten beste Werferin, doch das reicht auf Topniveau einfach nicht. Den BasCats fehlte wie in der ganzen Saison eine konstant gute, hoch zweistellig punktende Werferin, vor allem eben aus der Distanz.

Dank an die tollen Fans der USC BasCats. Foto: Andreas Gieser

Die Zuschauer feierten das Team trotzdem, mit einem Spruchband „Ihr seid die besten Fans“ bedankte sich die Mannschaft. Es war wohl das letzte Heimspiel der Saison; es sei denn, am nächsten Sonntag passiert das Wunder von Osnabrück und die BasCats übernehmen die Ausrichtung des Final Four am 3./4. Mai. Noch steht der Ausrichter nicht fest.

Michael Rappe

Stenogramm: 2:0 (1.), 3:9 (4.), 5:16 (7.), 7:19 (10.), 11:24 (13.), 11:30 (15.), 17:36 (Halbzeit), 25:39 (25.), 27:46 (28.), 32:46 (30.), 38:46 (33.) ,43:52 (36.), 47:60 (Endstand)

USC BasCats Heidelberg: Iseyemi 12, Zipser 7, Simon 6, Bieg Salazar 6, Linder 5, Wroblewski 5, Schüle 2, Steins 2, Stamenkovic 2, Emanga.

BBC Osnabrück: T. Dölle 25/3, Arlt 10/2, K. Dölle 9/2, Kraushaar 9, Kreuzhermes 3/1, Müller 3, Nocke 1, Potratz, Behr.

Statistik (BasCats/Osnabrück)

Dreierquote: 0:38% (0/10:8/21)

Zweierquote: 38:38%

Freiwurfquote: 64:67%

Rebounds: 37:40 (Zipser 11, Iseyemi 6, Linder 6 – T. Dölle 9, Kraushaar 7, Müller 7)

Assists: 8:12 (Simon 2, Iseyemi 2, Zipser 2 – Potratz 3, Behr 3)

Turnover: 22:22

Stimmen zum Spiel:

Trainer René Spandauw: „Wir hatten viel zu viel Angst, und wenn Du Angst hast, dann kannst Du auch nicht kämpfen. Wie heißt das berühmte Zitat aus dem Faßbender-Film? Angst essen Seele auf. Wir haben dies in der ersten Halbzeit nicht aus den Köpfen gekriegt. Dabei hat Osnabrück genau das gemacht, was wir erwartet und mit Videoanalysen vorbereitet haben. Die haben eine gute Mannschaft, Dölle hat 1. Liga gespielt, Potratz schon mit 15 in der 1. Liga usw. Die haben alles schon auf höherem Niveau erlebt. Die Halbzeitpause war wichtig, wir sind nicht laut geworden. Wir haben der Mannschaft gesagt, wir haben nicht 20, sondern mit dem Rückspiel insgesamt 60 Minuten vor uns. Lasst es zehn Punkte Rückstand oder so werden. In der zweiten Halbzeit haben wir das gemacht, was wir vorhatten. Wir hatten nur noch sechs Ballverluste nach 16 in der ersten Halbzeit. Antonia Schüle hatte sehr gut trainiert, es freut mich sehr, wie sie heute gespielt hat. Laurie hat uns mit ihrer Größe sehr gefehlt. Leider haben wir wieder einfache Korbleger vergeben, und Osnabrück hat unserer Dreier sehr gut verteidigt. Wir haben aber auch nicht mit Überzeugung geworfen.“

Antonia Schüle: „Wir haben zu Beginn unser Spiel nicht aufs Feld bekommen. Es war eine große Kulisse, unser letztes Heimspiel. Defensiv hätten wir auf jeden Fall eine Schippe drauflegen müssen. Zudem hat Osnabrück sehr gut getroffen. In der zweiten Halbzeit haben wir um jeden Ball gekämpft und alles aufs Feld gebracht. Tonia Dölle haben wir viel besser verteidigt. René hat in seiner Halbzeitansprache gesagt, dass das Spiel noch nicht zu Ende ist, dass wir heute noch 20 Minuten und 40 in Osnabrück haben. Ich wollte heute meine absolut beste Defense zeigen. Minus 13 sind viel, aber wir haben die zweite Halbzeit gewonnen und nehmen die Energie daraus mit. Es kann noch geschafft werden.“

Carla Bieg Salazar: „Wir waren zunächst nicht mutig genug und hatten nicht den vollen Fokus. Es war schon ein großer Nachteil für uns, dass Hannah und Laurie nicht dabei sein konnten. Osnabrück hat viel Druck ausgeübt, Tonia Dölle war schwer zu stoppen. Und wir hatten auf dem ganzen Feld Probleme mit dem Passspiel. In der zweiten Halbzeit war unsere Körpersprache ganz anders. Wir haben angefangen zu kämpfen und plötzlich fingen die Dinge an zu funktionieren. Unsere Fans sind die besten, es war großartig, wie sie uns unterstützt haben. Wir sind ein gutes Team, wir müssen ganz hart arbeiten diese Woche, dann können wir zuversichtlich sein, es in Osnabrück noch zu schaffen.“

Michael Rappe

Link zum Artikel bei lokalmatador.de: https://www.nussbaum.de/entdecken/news/erste-halbzeit-kostet-eine-bessere-ausgangsposition-2643497

Alle Ergebnisse des Playoff-Viertelfinales (Hinspiele)

Beitragsbild: Antonia Schüle, hier verfolgt von Kira Dölle (Nr. 6), zeigte gegen Osnabrück ihre beste Leistung im BasCats-Dress. Foto: Andreas Gieser