„Wir wollen ein drittes Spiel!“ – Fieberhafte Spannung vor dem zweiten Finalspiel gegen Bad Aibling am Sonntag im ISSW

Nur noch knapp drei Tage, dann erreicht diese Saison für die BasCats USC Heidelberg ihren absoluten Höhepunkt. Das zweite Finale um den Aufstieg in die Bundesliga am Sonntag um 15 Uhr im heimischen ISSW gegen die Ausnahmemannschaft der Fireballs Bad Aibling ist in Basketball-Kreisen in aller Munde. Es ist das Spiel des Jahres, im Frauen-Basketball ist es für den USC der Höhepunkt schlechthin in den letzten Jahrzehnten.

„Auch bei mir herrscht Anspannung und Nervosität“, meinte Manager Stephan Winkler am Mittwoch. Er plant das ganze Ambiente rund um dieses Endspiel. Erstmals gibt es einen VIP-Bereich, das Catering wird ausgedehnt, Ordner überwachen den Einlass in den Innenraum. Ein Gewinner darf sich an einem 500-Euro-Wurf versuchen (gestiftet von Ligasponsor Planet Cards), Hallensprecher Mirko Spohn wird auf gewohnt professionelle und unterhaltsame Weise für Moderation und Information der Zuschauer sorgen. Ein Vertreter der DBBL wird anwesend sein, falls es schon nach der Partie am Sonntag den Meister und Aufsteiger sowie den Vizemeister zu ehren gibt. Und das Rhein-Neckar Fernsehen hat sich auch angemeldet.

Der bisherige Zuschauerrekord von 700 Zuschauern dürfte wackeln, allein aus Bad Aibling werden sicherlich mehr als 80 Anhänger kommen. Sie hoffen, dass ihre Mannschaft nach dem 74:56 im ersten Spiel auch die zweite Partie gewinnt und die Rückkehr in die Bundesliga nach nur einem Jahr perfekt macht.

Das wollen die BasCats mit aller Macht verhindern. Sie haben den großen Schock, dass Center Erica Carlson aufgrund ihrer Verletzung am linken Handgelenk für die Finalserie ausfällt, verdaut. Schon in der ersten Partie zeigten sie ohne die amerikanische Ausnahmespielerin drei Viertel lang eine starke Leistung, die auch großen Respekt beim Gegner hervorrief. Nun wollen sie vor eigenem Publikum die Sensation schaffen und dem hohen Favoriten im 25. Saisonspiel endlich die erste Niederlage beibringen. Bereits beim knappen 61:70 Ende Januar hatten sie Bad Aibling am Rande einer Niederlage. Damals wurde das ISSW zum Tollhaus, auf diese lautstarke Kulisse bauen die BasCats auch am Sonntag. „Die Unterstützung unserer Fans hilft uns immer enorm“, meinte Center Anna Klötzl und hofft, dass die Halle ganz voll wird. Ihr wird neben Berit Adrion und Anna Meusel die Aufgabe zukommen, Erica Carlson zu vertreten. Deren Rebounds und Punkte aus der Nahdistanz fehlten dem USC letzten Sonntag besonders.

„Alles oder Nichts!“ Auf diesen Nenner bringt Dennis Czygan das zweite Finalspiel. Verlieren die BasCats, dann ist die Saison für sie beendet. Doch daran denkt im Lager der BasCats niemand. „Wir wollen das dritte Spiel“, ist der Tenor. Dafür hat der Trainerstab nebst Fitness-Coach Sven Friedrich alles getan. Czygan hat mit seinen Assistenten Oliver Muth und Chris Baum die Schwächen, aber auch die Stärken vom ersten Finale per Videoanalyse ausführlich aufgearbeitet. Viele Szenen wurden den Spielerinnen noch einmal vor Augen geführt. Die wichtigste Aufgabe wird sein, die überragende Amerikanerin Lindsay Sherbert zu stoppen oder zumindest in ihrem enormen Wirkungskreis einzuschränken. „Wir dürfen ihr nur schwierige Würfe geben, sie darf nie freistehen“, sagte Czygan eindringlich. Das ist keine Aufgabe einer einzelnen Spielerin, denn die Defensive der BasCats ist auf Teamarbeit ausgelegt. Verbessert werden muss auf jeden Fall auch die Trefferquote, sowohl aus der Nah- und Mitteldistanz als auch von der Freiwurflinie.

Personell kann der Trainer aus dem Vollen schöpfen, wenn man von den Langzeitverletzten (Angie Oehler, Elena Hofmann) und eben Erica Carlson absieht. Anne Zipser steht nach überstandenem schriftlichem Abitur wieder zur Verfügung, mit ihrer Größe könnte sie ein wichtiger Faktor werden. Auch Antonia Hofmann kann mitwirken. Erica Carlson wird am Spielfeldrand stehen und die Mannschaft moralisch unterstützen. Am Mittwoch sorgte sie im Training mit „cookies“ für gute Laune. Wer die US-Amerikanerin kennt, weiß, wie unendlich traurig sie ist, dass sie gegen Bad Aibling nicht mitwirken kann. „Fünf Jahre hat sie kein Spiel verpasst, und dann fehlt sie ausgerechnet in den Finals“, meinte Czygan mitfühlend und freut sich, wie sehr sie von außen unterstützt und mithilft. „Wir brauchen jede Einzelne, jede gibt für jede alles“, umschrieb er den großen Teamgeist bei den BasCats.

Für den Sonntag erwartet er „das bisher größte Event, was die BasCats erlebt haben“. Das Halbfinale gegen Bamberg sei schon klasse gewesen, aber diese Partie werde das wohl noch in den Schatten stellen. Weiter denken möchte er noch nicht. Weder an einen möglichen Aufstieg, noch an eine weitere Saison in der 2. Bundesliga. Spekulationen, dass die BasCats nächste Saison „ihr großes Jahr“ haben könnten, weil erstmals kein Absteiger aus der 1. Bundesliga in die Südstaffel kommt, weist er zurück. „Wer weiß, vielleicht taucht bei irgendeinem Verein plötzlich ein Geldgeber auf“, so Czygan. Dann wäre plötzlich alles anders. Mit rund 120.000 Euro beziffert er einen notwendigen Etat, um „im Mittelfeld oder unteren Mittelfeld der 1. Liga mitzuspielen“, sagte er.

„Natürlich würden wir den Aufstieg wahrnehmen, wenn wir es schaffen, das haben wir immer gesagt.“ Von den Rahmenbedingungen her könnte es noch ein Jahr zu früh sein. Manager Stephan Winkler hat erst begonnen, neue Ideen zu entwickeln, sich um Sponsoren zu kümmern, im Marketing Neues zu versuchen. „Bisher musste ich ja fast alles machen, von der Spielvorbereitung, über Newsletter und Sponsorensuche“, so Czygan. Nun kann er sich viel mehr auf die Trainingsarbeit und Betreuung konzentrieren. Bei den BasCats will man weiter die „Philosophie der kleinen Schritte“ verfolgen.

Doch wenn am Sonntag und im folgenden dritten Spiel in Bad Aibling (23. April, 19.15 Uhr, FireDome Bad Aibling) der große Coup gelingen sollte, würde man den Sommer über hart arbeiten und alles versuchen, die Erstliga-Tauglichkeit herzustellen. „Die Mannschaft hat Bock auf die 1. Liga“, sagte Czygan kürzlich und meinte damit auch Spielerinnen, die im Beruf stehen und für die ein erhöhter Zeitaufwand problematisch wäre. Probieren würden sie es nur allzu gerne. Ob dieses oder nächstes Jahr.

Michael Rappe

Anne Zipser gegen Bamberg - 19.03.16

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