Niederlage im Offensiv-Spektakel – AXSE BasCats 79:109 in Keltern

Für einen „Defensivcoach“ wie Dennis Czygan muss die Partie in Keltern der blanke Horror gewesen sein. 109 Punkte kassierten die AXSE BasCats USC Heidelberg im vorletzten Hinrundenspiel der Damen-Basketball-Bundesliga beim deutschen Vizemeister und Vize-Pokalsieger Rutronik Stars Keltern – so viel wie noch nie, seit Czygan die Geschicke beim USC Heidelberg leitet. Dass die BasCats in einem wahren Offensivspektakel auch 79 Punkte erzielten – das reicht bei normaler Verteidigung in der Regel für einen Sieg – kann als positiv vermerkt werden. Doch sollte sich die Defensivarbeit in den kommenden Partien nicht deutlich verbessern, dürfte der Klassenerhalt nach nun sechs Niederlagen in Folge unerreichbar sein. Die jetzt folgenden Heimspiele gegen Halle und Göttingen werden der Gradmesser für den Rest der Saison sein.

Hatte die Mannschaft gegen Wasserburg, Herne oder Hannover richtig gut gespielt und Siege nur knapp verpasst, so fielen die letzten Niederlagen sehr deutlich aus. Natürlich muss die Stärke des Gegners berücksichtigt werden. Keltern hat einen vielfach größeren Etat, spielt im Eurocup und Spielerinnen wie Amber Orrange, Marina Markovic oder Shaquilla Nunn sind eine Klasse für sich. Mit 70 Prozent Trefferquote aus dem Feld – zusätzlich 40 Prozent aus der Distanz – erreichten die Rutronik Stars einen Topwert. Doch wer solche Spielerinnen derart frei stehen und nahezu ohne Gegenwehr zum Korb ziehen lässt, darf sich nicht wundern, wenn es eine derbe Schlappe gibt.

Dabei starteten die AXSE BasCats wie in Bad Aibling gut. Die gewohnte Startformation mit Tiffany Jones-Smith, Vee Young, Rachel Arthur, Ny Hammonds und Sara Kranzhöfer war hellwach und nach knapp drei Minuten stand es 8:2, nach vier Minuten 14:8 für den Außenseiter. Dann kam jedoch der Bruch im Spiel. Die Heidelbergerinnen verloren den Faden, leisteten sich wieder viele Ballverluste und das ist gegen so ein Klasseteam tödlich. Nach dem 17:17-Ausgleich sorgte Zipser letztmals für eine Führung der Gäste. Die überragende Amber Orrange war maßgeblich am 11:0-Lauf Keltern beteiligt, die Gastgeberinnen zogen von 17:19 auf 28:19 davon. Zur Viertelpause hatten die BasCats schon wieder 31 Punkte kassiert.

Zu Beginn des zweiten Viertels markierte Tiffany Jones-Smith mit zwei Freiwürfen ihre letzten Punkte des Spiels. Die US-Amerikanerin hatte einen rabenschwarzen Tag, zwei Rebounds im ganzen Spiel sind für sie  zu wenig. Der zweite Center Anne Zipser wies zwar ebenfalls nur einen Rebound auf, und doch war sie vor allem offensiv deutlich stärker und punktete erstmals in der Bundesliga zweistellig. Es war insgesamt ein Spiel mit wenig Rebounds, auch Keltern verteidigte nicht gerade meisterlich. Die meisten Würfe waren drin.

Ihr bestes Spiel im Dress der Heidelbergerinnen machte Aufbauspielerin Ny Hammonds (21 Punkte, sechs Vorlagen, vier Ballgewinne). Vee Young punktete zwar wieder zweistellig, aber sie nimmt sich zwischendurch immer wieder Pausen, in denen sie weniger Akzente setzt. Auch Rachel Arthur ist von ihrer Bestform ein gutes Stück entfernt. Einige der deutschen Spielerinnen scheinen derzeit ein bisschen dem Kräfteverschleiß in der Bundesliga Tribut zollen zu müssen und machen leistungsmäßig ein Tief durch.

Der Lernprozess dauert an und wird auch noch andauern. Das sei einem Neuling auch zugestanden. Doch langsam wird es Zeit, Lehren aus den bisherigen Spielen zu ziehen und wieder zu den Leistungen wie gegen Wasserburg oder Nördlingen zurück zu kehren.

Stenogramm: 2:8 (3.), 8:14 (4.), 17:19 (7.), 31:21 (10.), 44:25 (13.), 50:40 (18.), 63:46 (Halbzeit), 75:51 (25.), 89:62 (30.), 99:66 (35.), 109:79 (Endstand).

Keltern: Orrange 22, Nunn 18, Markovic 16/1, Likhtarovich 14, Ciappina 11/3, Pokk 8/2, Miloglav 7/1, Barnert 7/1, Vuckovic 6.

BasCats: Hammonds 21/2, Young 15/1, Zipser 10, Arthur 9/1, Jones-Smith 9/1, Lummer 5/1, Kranzhöfer 4, Palenickova 4, Chatzitheodorou 2, Angol, Meusel.

Rebounds: 26:19 (Keltern/BasCats): Nunn 6, Team 6, Markovic 4 – Young 6, Meusel 4, Team 3.

Wurfquote aus dem Feld: 70:57%

Dreierquote: 40:40%

Freiwurfquote: 89:93%

Stimmen zum Spiel:

Trainer Dennis Czygan: „Eine dreistellige Niederlage nervt mich schon sehr. Wieder hatten wir einen guten Start, aber nach den ersten Wechseln lief es nicht mehr so gut. Wir hatten keine gute ‚Transition Defense‘, so dass Keltern oft ohne Gegenwehr die Körbe machen konnte. In der Bundesliga werden Fehler schonungslos ausgenutzt, und die Gegner stellen sich mittlerweile besser auf uns ein. Wir müssen die Verteidigung nun hinbekommen und vor allem schneller umschalten. Nach einer Niederlage in Keltern bin ich aber noch nicht ratlos. Wir werden weiter an den Fehlern arbeiten, der Lernprozess dauert noch an. Ny Hammonds hat heute Werbung für sich betrieben, auch Anne Zipser hat mir gefallen.“

Anne Zipser: „Eigentlich sind wir sehr gut ins Spiel gestartet. Doch nach einigen Minuten haben wir es zugelassen, dass Keltern viel zu einfache Punkte gemacht hat. In der zweiten Halbzeit haben wir gegen die Zone wenige Lücken genutzt und uns auf individuelle Aktionen verlassen. Gegen Halle brauchen wir definitiv eine kompaktere Defense.“

Ny Hammonds: „Wir wussten, dass es heute ein schweres Spiel werden würde und dass wir bis zum Ende kämpfen müssen. Die Partie war über die ganzen 40 Minuten intensiv und physisch. Keltern hatte zu viele leichte Punkte, konnte schnell umschalten und hatte ungehinderte Würfe. Wir müssen defensiv besser werden. Dieses Spiel war Vorbereitung für unser nächstes Heimspiel gegen Halle. Wir haben nun zwei Heimspiele bis zur Pause, und wir werden weiterhin versuchen, besser zu werden.“

Michael Rappe

Hier kommt Rachel Arthur vor Kelterns Aufbauspielerin Stina Barnert zum Wurf.

Foto: Tom Eisele