Lange Vereinszugehörigkeiten sind selten geworden in diesen Zeiten, vor allem im Profisport, aber auch in unteren Ligen und das Sportart übergreifend. Bei einer gewissen Spielstärke folgt meist der Wechsel zu einem größeren Verein, der sportlich und finanziell bessere Perspektiven bieten kann. Es gibt aber Ausnahmen. Eine davon ist Sara Kranzhöfer. Sie verkörperte Vereinstreue wie kaum eine andere Heidelberger Basketballerin. 15 Jahre lang war sie ein fester Bestandteil des USC Heidelberg, mit sieben Jahren kam sie zum USC und durchlief alle Jugendmannschaften. Die Trainer Dennis Czygan und Oliver Muth begleiteten sie die ganze Zeit. Sie war Führungsspielerin in der WNBL, schaffte schnell den Sprung in die 2. Bundesliga Damen und im Vorjahr gehörte die heute 22-Jährige zur Startformation des Basketball-Bundesligisten BasCats USC Heidelberg.
Nun wechselt sie jedoch zu den Eisvögeln des USC Freiburg, die gerade in die 1. Bundesliga zurückgekehrt sind; in erster Linie wegen des Studiums, aber auch wegen der Erstliga-Perspektive. Ihr Kampfgeist, ihre Laufstärke und ihr Spielverständnis – das wird künftig fehlen. Bei Trainern, Mitspielerinnen und Zuschauern der BasCats herrscht Wehmut. „Wir hätten sie natürlich gerne behalten“, meint Trainer Dennis Czygan bedauernd.
Er, der sie über eine ganz lange Zeit fast täglich im Training und beim Spiel erlebte, findet sehr warme, herzliche Worte für seinen Schützling: „Wir beide haben zusammen unendlich viele Titel gewonnen und dennoch bist Du immer auf dem Boden geblieben und hast Dich immer in den Dienst des Teams gestellt. Du warst immer ein großes Vorbild für Deine Mitspielerinnen und auch gerade für die vielen jungen Nachwuchsspielerinnen. Du hast bewiesen, dass es geht, dass man in unserem Verein von ganz unten bis nach ganz oben kommen kann – von der U8 bis in die 1. Bundesliga. Dein Ehrgeiz, Dein Verantwortungsgefühl für Dein Team und Deine Art können allen Deinen Nachfolgerinnen nur als Ansporn dienen.“ Mittlerweile hat sich die Flügelspielerin auf Facebook von ihren langjährigen Wegbegleitern rund um das Team auf ganz sympathische Weise verabschiedet. Im Interview mit Michael Rappe spricht sie über ihre Gründe für den Abschied von Heidelberg.
Sara Kranzhöfer, seit einer Woche steht der Wechsel von den BasCats USC Heidelberg nach Freiburg fest. Was waren die Gründe?
Ich werde ab Oktober in Freiburg ein Bachelorstudium in Psychologie beginnen. Das hatte ich schon länger im Hinterkopf und habe immer wieder darüber nachgedacht, es an mein Lehramts-Bachelor anzuschließen. Mein Studium der Sonderpädagogik beinhaltete bereits einige psychologische Themen, die mich sehr interessiert haben.
Warum Freiburg? Wärest du auch gerne in Heidelberg geblieben?
Letztlich hing es von der Studienplatzzuweisung ab. Bei Psychologie ist das nicht so einfach. Erst Ende dieser Woche war es 100%ig klar. Ich hatte einige Wochen nach dem Saisonende und nach vielen Gesprächen mit der Familie und Freunden Kontakt mit Harald Janson, dem sportlichen Leiter der Eisvögel, aufgenommen. Freiburg ist ein Verein, der wie der USC Heidelberg sehr stark junge deutsche Spielerinnen fördert. Er startet jetzt auch mit vielen deutschen Spielerinnen in die 1. Liga. Das war natürlich ein großer Punkt, der mich von dem Wechsel überzeugt hat, da das aktuell in der 1. Liga leider nicht mehr so üblich ist. Mit Hanna Ballhaus ist zudem eine sehr erfahrene Trainerin in Freiburg, von der ich viel lernen kann. Ich freue mich darauf, weiterhin 1. Liga zu spielen, nachdem die letzte Saison am Ende leider so unglücklich verlaufen ist. Dennoch konnte ich aus der letzten Saison sehr viel mitnehmen und nun reizt es mich einfach, weitere Erfahrungen in dieser Liga zu machen und mich weiter zu entwickeln.
Wie schwer fällt der Abschied aus der Heimat und vom USC?
Dadurch, dass ich beim USC das Basketballspielen lieben gelernt und 15 Jahre für diesen Verein gespielt habe, war es für mich absolut keine leichte Entscheidung und mir fällt der Abschied sehr schwer. Wenn man solange das Trikot desselben Vereins trägt und fast täglich mit seinen Mitspielerinnen in der Halle steht, die man größtenteils auch schon Jahre lang kennt, verbindet das natürlich sehr. Ich bin allen unglaublich dankbar, was ich hier erleben und mitnehmen durfte. Das alles macht den Abschied natürlich sehr schwer.
Kannst du dir vorstellen, eines Tages zurückzukehren?
Ich weiß, dass mir hier die Türen offenstehen, und das ist natürlich ein schönes Gefühl, dass ich immer nach Heidelberg zurückkommen kann. Ich kann mir das definitiv irgendwann vorstellen. Jetzt freue ich mich erst einmal auf mein neues „Abenteuer“ in Freiburg.
Sara, ganz herzlichen Dank für dieses und viele schöne Interviews und Gespräche in den letzten Jahren. Alles Gute!
Michael Rappe
10. Dezember 2016: Im Pokalspiel gegen Meister Wasserburg machte Sara Kranzhöfer eines der besten Spiele ihrer Karriere.
15 Jahre lang ein Dream Team: Sara Kranzhöfer und Trainer Dennis Czygan.
Ein letzter Blick zurück: Sara Kranzhöfer bricht auf zu neuen Ufern.
Fotos (3): Gisbert Kühner