Denkwürdige Tage und Erfolge gibt es in der Vereinsgeschichte des USC Heidelberg zur Genüge. Neun deutsche Meisterschaften (1957-1962, 1966, 1973, 1977), zwei Pokalsiege (1977, 1978), Europapokalspiele und vieles mehr. Namen wie Didi Keller, Hannes Neumann oder Hans Leciejewski, um nur einige zu nennen, hatten und haben in Basketball-Deutschland einen großen Namen. Zur Historie gehört aber auch ein vorrübergehender Niedergang Ende der 80er Jahre, als einer der erfolgreichsten Klubs der deutschen Basketballgeschichte in die Drittklassigkeit zurückfiel. Der 30. April 1994 bedeutete einen Wendepunkt. Nach zwei erfolglosen Versuchen in der Relegation gegen Eintracht Frankfurt 1992 und 1993 schickte sich der USC unter Trainer und Abteilungsleiter Thomas Riedel an, in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Gegner in der Aufstiegsrunde nach dem Modus „best of three“ war die KuSG Leimen. Die Entscheidung über den Aufstieg fiel erst im dritten Aufeinandertreffen.
Es war ein Basketballspiel, von dem man noch viele Jahre redete und an das sich die Beteiligten sicherlich heute noch erinnern. Und es hatte größte Bedeutung für die Entwicklung des USC Heidelberg. Denn ohne den Aufstieg in die 2. Basketball-Bundesliga Süd an jenem 30. April 1994 wäre der weitere Erfolgsweg mit der Zugehörigkeit zur ProA (die 2. Bundesligen Nord und Süd wurden 2007 nach sportlichen und finanziellen Kriterien zur Pro A und Pro B zusammengelegt), der Umwandlung in eine GmbH, die Umbenennung in MLP Academics 2012 und letztlich dem Aufstieg in die easyCredit Basketball-Bundesliga 2021 nicht möglich gewesen. Auch den SNP Dome gäbe es höchstwahrscheinlich nicht, jenen Basketball-Tempel, der mittlerweile regelmäßig über 4000 Zuschauer anlockt.
„Vater dieser Geburtsstunde“ im April 1994 war Thomas Riedel. Er hatte nach dem Regionalliga-Abstieg 1988 die Abteilungsleitung übernommen und wurde dann auch Trainer. Es kamen neue Sponsoren und gute Spieler. Es war in doppeltem Sinne eine „große“ Mannschaft, denn Horst Wolf maß stolze 2,10 Meter, Dieter Zipser 2,06, Andreas Schreiner 2,03, der tschechoslowakische Nationalspieler Jiri Stastny 2,02 und Pasko Tomic 2,00 Meter.
Der tschechoslowakische Nationalspieler Jiri Stastny war einer der Aufstiegshelden 1994. Foto: USC-Archiv
Zum Aufstieg am 30. April 1994 sagt Thomas Riedel: „Ich war sehr aufgeregt und hatte große Angst, das Ziel des Aufstiegs nicht zu erreichen. Als wir es dann geschafft hatten, war ich glücklich und stolz.“ Unglaubliche 1500 Zuschauer waren an jenem geschichtsträchtigen Samstag in die alte Halle des ISSW gekommen, um das entscheidende dritte Aufstiegsspiel in die 2. Bundesliga zwischen dem USC Heidelberg und der KuSG Leimen zu erleben. Die Halle war völlig überfüllt, es herrschten saunaartige Temperaturen. Leimen hatte das erste Spiel 79:77 gewonnen, der USC die zweite Partie vor 1400 Zuschauern mit 82:72 für sich entschieden.
Über das dritte Spiel vor 1500 Zuschauern schrieb RNZ-Redakteur Hasso Waldschmidt damals: „Bei Sauna-Temperaturen und gegen Spielende stark abnehmendem Sauerstoffgehalt kämpften und rackerten beide Teams um jede Chance. Trotz des eigentlich klaren 70:61-Sieges war die Begegnung bis zur letzten Minute offen.“ Es folgte eine rauschende Siegesfeier, bei der Horst „Horscheck“ Wolf um Mitternacht, mit Sohn Julius und dem Netz des Korbes um den Hals, zu den Klängen von Queen „We are the champions“ in den Mai tanzte.
Horst Wolf, früherer Nationalcenter, jubelt mit Sohn Julius. Foto: USC-Archiv
Kapitän des USC war in jener Saison Joachim Klaehn, Redakteur der RNZ und später deren Ressortleiter. Der heute 64-Jährige war nach Stationen in Mannheim, Ulm, Leimen, Frankreich und in Karlsruhe 1991 zum USC gekommen. Er hatte die Wahl zwischen Speyer (2. Liga) und Heidelberg (Regionalliga) und entschied sich nach einem vertrauensvollen Gespräch mit Trainer Thomas Riedel für den USC. Ein Jahr später kam Ex-Nationalcenter Horst Wolf zum USC zurück. „Der Aufstieg 1994 wurde eine Mission, wir waren größtenteils eng befreundet und wurden mit dem Publikum zu einer verschworenen Einheit“, erinnert sich Klaehn. Er vergaß aber auch nicht die tolle Leistung der Leimener unter dem bereits verstorbenen Trainer Gerhard Heindel. „Troy Russell und seine Teamkollegen waren großartige Sportsleute, auch sie wollten damals unbedingt in die 2. Liga aufsteigen.“ Mit Matthias Biller und Henrik Stein wechselten zwei Leimener direkt zum USC, später auch Dirk Sodomann und Andreas Mühling.
1995 verließ Joachim Klaehn, der damals auch für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig war, den USC mit Ende seiner Spielerkarriere, im Oktober 2022 kehrte er zu den „Academics“ zurück und ist nun beim Bundesligisten für den Bereich „Kommunikation und Medien“ zuständig. So schließt sich der Kreis, 30 Jahre nach dem legendären Spiel im ISSW, das als Geburtsstunde für den Aufschwung im Heidelberger Basketball gilt.
Die Kader der drei Aufstiegsspiele, USC: Jiri Stastny, Horst Wolf, Pasko Tomic, Rainer Kloss, Andreas Schreiner, Jochen Dörr, Joachim Klaehn, Ralf Schäfer, Raoul Arnold, Dieter Zipser. Trainer: Thomas Riedel.
KuSG: Troy Russell, Matthias Biller, Dirk Sodomann, Jens Brüning, Henrik Stein, Dietmar Ihle, Alexander Rösch, Thorsten Rosenkranz, Axel Hauck, Andreas Mühling. Trainer: Gerhard Heindel.
Michael Rappe
Beitragsbild: Meisterkader: Mit diesem Kader startete der USC in die Saison 1993/94. Foto: Archiv Riedel